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Linde-Stadion – Linde Eisstadion

Die erste künstliche Eislaufbahn wurde 1882 von der Linde AG in Frankfurt am Main eröffnet. Dem wollte Nürnberg nicht nachstehen – dieselbe Firma errichtete anlässlich der Bayerischen Landes-Gewerbe-Industrie und Kunstausstellung 1896 die zweite deutsche Eisbahn in der Noris.


Diese Hallen-Eisbahn an der Bayreuther Straße verfügte über eine Nutzfläche von 612 Quadratmetern, hatte im Winter aber starke Konkurrenz in Form einer größeren Natureisfläche auf dem Dutzendteich. Daraufhin wurde das Linde-Stadion 1905 mangels Nutzung geschlossen. Die Eislaufbahn bestand zwar noch bis 1910, die Halle wurde aber nur noch als Stangeneislager genutzt.

Der Nachfolgebau, wie ihn mancher Nürnberger vielleicht noch in Erinnerung hat, wurde 1935, im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 1936, errichtet. Um das Stadion nicht nur im Winter attraktiv zu machen, wurde der neuen Anlage ein Schwimmbad angegliedert. Die Eisfläche mit einer Größe von 60x35 Metern verfügte über 2.000 Tribünenplätze. Die Baukosten für das insgesamt 19.000 qm große Areal betrugen eine halbe Million Reichsmark. Eröffnet wurde die Einrichtung am Dreikönigstag 1936. Im Februar desselben Jahres wurde das Linde-Stadion mit der Austragung der Deutschen Eishockeymeisterschaft auch sportlich eingeweiht.

Dr. Karl Seiler schrieb in seinem 1950 erschienenen Buch "Das Wirtschaftsleben der Stadt Nürnberg von 1050-1950" über das Linde-Stadion: "(...) Die Eislauffläche im Ausmaß von 2100 qm besteht aus einer Betonfläche mit einem etwa 11 km langen in Nadelform verlegten Solerohrsystem, wofür 2 Ammoniak-Kompressoren moderner Bauart mit einer Stundenleistung von je 350.000 kcal/h zur Verfügung stehen. Die Wasserfläche des Schwimmbades hat ein Ausmaß von 1.150 qm. (...)"

Das Linde-Stadion wurde während des Zweiten Weltkriegs nicht genutzt und nach Kriegsende von den Besatzern beschlagnahmt. Die Amerikaner ließen dort ihre "Nuremberg Tigers" spielen. Dr. Karl Seiler vermerkte 1950 hierzu: "(...) Leider ist diese wohl den meisten Nürnbergern bekannte großzügige Anlage seit Kriegsende bis zum heutigen Tage noch von der Besatzungsmacht beschlagnahmt und es bleibt zu hoffen, dass das "Nürnberger-Linde" wie es im Volksmund genannt wurde ..." bald wieder den Bürgern zur Verfügung steht.

Dies trat erst 1952 ein, als das Areal wieder unter der Obhut von Linde-Gesellschaft und Stadtverwaltung stand. Nach umfassender Renovierung wurde die Eislaufbahn in den folgenden Jahren vom Eislaufclub Nürnberg genutzt. Auch das Nürnberger Weltmeisterpaar im Eiskunstlauf, Sonja Pfersdorf und Günther Matzdorf, gaben 1965 im Linde-Stadion eine Kostprobe ihres Könnens. Wenn keine Sportveranstaltung stattfand, war die Schlittschuhbahn zum Publikumslauf freigegeben. Die lang ersehnte Überdachung erhielt die Eisfläche 1974. Das Schwimmbad galt in dieser Zeit als Ort der "vornehmeren Gesellschaft", weil der Eintrittspreis deutlich über dem der städtischen Freibäder lag. In den 1960er Jahren wurde das Bad im Volksmund auch "Nu..en-Grill" genannt, weil es von den Damen des horizontalen Gewerbes samt ihren, mit Goldkettchen behängten, "Beschützern" gerne besucht wurde.

Ab 1980 war das "Linde" die Heimstätte des Eishockey Club Nürnberg (EHC 80, die 1. Mannschaft trägt seit der Saison 1995/96 den Namen "Nürnberg Ice Tigers"). Bei den deutschen Eishockeyclubs war das kleine Stadion berühmt-berüchtigt. Damals mussten sich die Gästeteams mit zwei beengten, getrennt liegenden Umkleidekabinen begnügen die mit einem Durchgang verbunden waren. Bis Ende der 1980er Jahre wurde das Fassungsvermögen auf 4.200 Plätze erweitert (mit nur 800 Sitzplätzen). Bei Eishockeyspielen der heimischen Mannschaft herrschte eine, von den gegnerischen Clubs gefürchtete, frenetische Stimmung, die einem Hexenkessel glich. Da das Stadion internationalen Standards nicht entsprach, setzte sich der Club für einen Ausbau ein. Die verschiedenen Finanzierungs- und Nutzungskonzepte konnten die Stadt aber nicht überzeugen, sodass man 1998 den Bau eines neuen Eisstadions europaweit ausschrieb. Das Aus war somit besiegelt. Die Anlage wurde bis zum Abbruch, im Auftrag der Stadt, durch die Deutsche Sportstätten Betriebs- und Planungsgesellschaft aus Herne weiter betrieben. Heute steht an der Stelle des altehrwürdigen "Linde" ein großes Einkaufszentrum. Das letzte Spiel der Nürnberg Ice Tigers im Linde-Stadion fand am 02. Februar 2001 statt. Im selben Jahr wurde der Komplex abgerissen.

Die neue Spielstätte in der Nähe des Frankenstadions, oder easy-credit-Stadion wie es werbeträchtig heißt, ist bereits realisiert und trägt den Namen "Arena Nürnberger Versicherung". Das Einweihungsspiel der Arena mit den Nürnberg Ice Tigers fand am 18. Februar 2001 statt. Die Anlage wurde als Multifunktions-Halle konzipiert, sodass in den Sommermonaten auch andere Veranstaltungen durchgeführt werden können.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DWN, SLN

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