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Nassauer Haus

Das Nassauer Haus in Nürnberg weicht in seiner Bauart von den ehemals sonst vorherrschenden Fachwerkbauten ab. Es ist in komplett steinerner Bauweise ausgeführt, welche im Mittelalter eigentlich nur bei Burgen und Kirchen Verwendung fand. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Seine Bezeichnung ist nachweislich falsch, da es sich um das "Schlüsselfelderische Stiftungshaus" handelt. Das Eckhaus in der Karolinenstraße 2 wurde erst im 19. Jh. als "Nassauer Haus" bezeichnet.


Die Bauweise für wehrhafte Turmhäuser bzw. Wohntürme schwappte im 13. Jh. aus Italien in die Reichsstadt über. Die dortigen Kaufleute hatten viele Neider und Feinde, was sie zu solchen festungsartigen Bauwerken veranlasste. Die irrtümliche Bezeichnung "Nassauer Haus", beruht auf König Adolf von Nassau, dessen Geschlecht später in der Nähe der Lorenzkirche Besitztümer hatte – das Nassauer Haus gehörte aber nicht dazu!

Der Ursprungsbau (Keller und zwei Geschosse) des Anwesens kann auf das späte 13. Jahrhundert datiert werden. Vermutlich ließ Jobst Haug im 15. Jh. das vorletzte Geschoss aufsetzen, während das Chörlein sowie das oberste Stockwerk Ulrich Ortlieb, Besitzer seit 1427, zugeschrieben werden kann. Ortlieb verdanken wir auch den wappenverzierten Gesimsstreifen und die drei Erker. Wahrscheinlich wurden die Gewölbe im Keller und Erdgeschoss im 16. Jh. erhöht.

Das Nassauer Haus ging bereits 1581 in den Besitz der Patrizierfamilie Schlüsselfelder über, die 1709 ausstarb. Der letzte Nachfahre, Johann Carl Schlüsselfelder (geb. 1653), gründete die noch heute bestehende Schlüsselfeldersche Familienstiftung, in die das Eigentum der Familie überführt wurde. Warum sich der Name "Schlüsselfelder Haus" nicht durchsetzte, kann der Autor leider nicht sagen.

Das heutige Aussehen als Wehrturm erhielt das Gebäude erst im 19. Jahrhundert – seit dieser Zeit trägt es auch den heutigen Namen. Die beiden Rundbogenöffnungen im Erdgeschoss entstanden 1836, wobei eine davon um 1900 zur Tür vergrößert wurde. Das durch Bomben schwer beschädigte Nassauerhaus wurde nach Kriegsende im Auftrag der Schlüsselfelderschen Familienstiftung durch Rudo Göschel wieder hergestellt. Der Prachtbau in unmittelbarer Nachbarschaft von Tugendbrunnen und Lorenzkirche ist heute ein beliebtes Fotomotiv. Im Kellergewölbe befindet sich die gut bürgerliche Traditionswirtschaft "Nassauer Keller".


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: NGG, SLN

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