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Plärrer-Hochhaus

Das erste Hochhaus Bayerns wurde von 1951 bis 1953 am Nürnberger Plärrer errichtet. Es war/ist das neue Geschäfts- und Werkstättengebäude der Städtischen Werke. Mit einer Höhe von 56 Metern war es seinerzeit das höchste Bauwerk Bayerns. Die Meinungen über das Gebäude gingen in der Bevölkerung weit auseinander. Manche sprachen von zukunftsweisender Architektur, andere von Größenwahn.


Das Plärrer-Hochhaus wurde nach Plänen des Architekten Wilhelm Schlegtendal gebaut. Der Gebäudekomplex besteht neben dem Bürohochhaus noch aus einem sich anschließenden, 100 m langen, viergeschossigen Trakt in der Fürther Straße, sowie dem westlichen Abschlussbau. Das Bauwerk dominiert nach wie vor den Platz namens Plärrer, der direkt vor der südwestlichen Stadtmauer liegt. Die Bezeichnung "Plärrer" leitet sich nicht wie oft angenommen von plärren ab, sondern von "plarre", was soviel bedeutet wie "freier Platz".

Das 15-geschossige Gebäude in Stahlbetonskelettbauweise verjüngt sich ab dem 5. Stockwerk um 1 cm je Geschoss. Durch diese Maßnahme wollte Schlegtendal den Bau schlanker erscheinen lassen. Getragen wird die Konstruktion von vier Stahlbetonstützen. Ein Highlight ist sicherlich der auf der Dachterrasse gelegene, zurückversetzte penthouseartige Glasbau. Jahrzehntelang diente diese dreiseitig verglaste Teestube dem Oberbürgermeister als Repräsentationsraum. Der Blick über die Stadt muss grandios sein. In einem Reiseführer (Nürnberg alt und neu) von 1954 wird der Neubau folgendermaßen beschrieben:

"... Das 55 Meter hohe Hochhaus, Bayerns höchstes Bauwerk, beherbergt in seinen 15 Stockwerken, in rund 250 Räumen (mit 1200 Fenstern!) die Verwaltung der Städtischen Werke, ist aber durchaus kein Zweckbau, sondern steckt voll architektonischer Kostbarkeiten; so überrascht im Erdgeschoß des Treppenhauses eine reizende gärtnerische Anlage mit einem Springbrunnen, das Langhaus enthält einen Wintergarten, in einem Obergeschoß stößt man auf ein künstlerisches Wandbild, das mit den Ausdrucksmöglichkeiten des Künstlers das Prinzip der elektrischen Beleuchtung veranschaulicht. ... Auf der Dachplatte über dem 15. Geschoß dieses reinen Stahlbeton-Skelettbaues erhebt sich ein zwölf Meter hoher beleuchteter Mast, der an der Spitze einen Sender und Empfänger für UKW-Funk trägt; die Reichweite dieser Anlage liegt bei 40 km. ..."


Nach wie vor wird das Objekt von den städtischen Werken (N-Ergie, vormals EWAG) genutzt. Bei Renovierungsarbeiten vor einigen Jahren wurde die ursprüngliche Farbgebung wieder hergestellt. Das Haus versprüht noch heute etwas 50er-Jahre-Charme. Am Besten lässt sich dies in der Eingangshalle nachempfinden. Das Ambiente setzt sich aus blauen Decken und mit rotem und schwarzem Linoleum belegten Fußboden und Treppenstufen zusammen. Die schwebende Treppe mit ihrem filigranen Geländer und ein Pflanzbeet mit Teich samt kleiner Fontäne schaffen eine nostalgische Atmosphäre. Die Empfangstheke mit ihren organischen Formen fügt sich gut in den 50er-Jahre-Stil ein. Die Tragstützen in der Halle sind mit weißen Glasfliesen verkleidet. Mit Licht durchflutet wird das Foyer durch eine nach Osten ausgerichtete, zwei Geschoss hohe, Glasfläche.

Der Autor ist ein einziges Mal in seinem Leben in einem Paternoster gefahren. Heimlich, im Plärrerhochhaus, Mitte der 1960er Jahre. Der strenge Wachmann war beschäftigt und hat freundlicherweise (absichtlich?) zur Seite geschaut. Und nein, man kommt nicht kopfstehend heraus wenn man ganz oben nicht aussteigt und im Umlauf durchfährt. Leider wurden die Paternosteraufzüge bereits vor über 20 Jahren durch moderne Lifte ersetzt.

Etwas störend wirken heutzutage die elektronischen Schleusen im Eingangsbereich, aber Sicherheit geht nun mal vor. Auch andere Einbauten mussten den technischen Vorschriften weichen. Der 100 Meter lange Verbindungsgang zum Speisesaal im sich anschließenden Trakt, im Volksmund "Beamtenrennbahn" genannt, musste aus Brandschutzgründen seine Bambusdecke opfern. Die Mosaike an der Gangwand mit afrikanischen Tier- und Menschendarstellungen durften hingegen bleiben.

Direkt an das Plärrer-Hochhaus angebaut ist das Nürnberger Planetarium, gefolgt von einer brachliegenden Jugendstilperle, dem Volksbad.


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Plärrer-Hochhaus
Plärrer-Hochhaus
Plärrerautomat
Plärrerautomat bei Nacht
Plärrerautomat
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Plärrer-Hochhaus bei Nacht
Plärrer-Hochhaus bei Nacht
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Text: mw
Fotos: Ansichtskarte, Verlag unbekannt; N-Ergie
Verwendete Literatur: NAN, NZ03, SLN

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