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Stadtbefestigung Nürnberg – Die Stadtmauer

Die Nürnberger Stadtbefestigung (Stadtmauer) wie wir sie heute kennen entstand aus dem Zusammenschluss der ehemals getrennt befestigten Stadtteile St. Lorenz und St. Sebald und den darauf folgenden Erweiterungsbauten. Man unterscheidet in drei ehemalige Stadtumwallungen – die sogenannte älteste, vorletzte und letzte Stadtbefestigung.

Älteste Stadtbefestigung

Für die älteste Stadtmauer gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um keinen durchgehenden Mauerzug rund um die Burg handelte. Wahrscheinlich waren es nur Gräben, Palisaden und Erdaufhäufungen, die das Areal um den Burgfelsen schützen sollten. Auch die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs durchgeführten Untersuchungen brachten keine Spuren zutage.



Vorletzte Stadtbefestigung

Detaillierter lässt sich da schon die sogenannte vorletzte Stadtbefestigung nachvollziehen. Nachdem die Sebalder Stadthälfte vor 1250 befestigt wurde, wird die Umwallung der Lorenzer Stadtseite den Jahren 1250-56 zugeschrieben. Beide Stadthälften waren also getrennt voneinander gesichert.

Der Verlauf der Mauer in St. Sebald war nach heutigen Bezeichnungen folgender: Burg, Maxtor, Sieben Zeilen, Webersplatz, Landauersches Zwölfbrüderhaus (nähe Inneres Laufer Tor), Laufer Schlagturm, weiter entlang der Grübelstraße zum Sand, parallel der Pegnitz durch die Neue Gasse, Hans-Sachs-Gasse, Plobenhofstraße, Zwischen den Fleischbänken, Wasserturm, westlicher Maxplatz, inneres Neutor, Tiergärtnertor, Burg.

Die Befestigung der Lorenzer Stadthälfte stellte sich folgendermaßen dar: Unterer Bergauer-Platz, ehemaliges Katharinentürlein, Peter-Vischer-Straße, heutige Stadtsparkasse, inneres Frauentor, Mauthalle, Kornmarkt, Frauengasse, Spittlertor, Weißer Turm, Karl-Grillenberger-Straße, Unschlitthaus. Es wird vermutet, dass auch das Pegnitzufer durch eine Mauer gesichert war. Hierzu gibt es einen Hinweis aus dem Jahr 1608. Heinrich Graef, genannt "Teufelsheinz", der Betreiber der Krötenmühle stellt in diesem Jahr einen Bauantrag, in dem von einem Knick in der Hausfassade die Rede ist, der durch die Stadtmauer verursacht worden sein soll. Das Gebäude musste abgerissen und neu errichtet werden. Man kann annehmen dass die Krötenmühle und die Stadtmauer auf der Lorenzer Stadtseite zu gleicher Zeit entstanden sind. Dies könnte zwischen 1250 und 1322 geschehen sein. Eventuell wurde die Stadtmauer sogar zum Schutz der Mühle errichtet. Gesichert sind diese Erkenntnisse aber nicht.

Von beiden Stadtbefestigungen sind heute noch Reste erhalten. In Sebald kann man den Grabenzug zwischen Laufer Schlagturm und Grübelstraße besichtigen, während sich in der Lorenzer Seite der Gaben in der Peter-Vischer-Straße sowie der Weiße Turm bis in unsere Zeit gerettet haben. Auch der Schuldturm und das Henkerhaus zeugen noch von der wehrhaften Pegnitzstadt.

Von 1320-25 erfolgte dann die Vereinigung der Maueranlagen. Im Osten entstand die Verbindungsmauer von der Neuen Gasse über die Vordere Insel Schütt bis zum Unteren Bergauer-Platz. Im Westen wurde die Pegnitz vom Unschlitthaus bis zum Weinstadel überbrückt. Diese Bauwerke an der Westspitze der Trödelmarktinsel sind heute ein beliebtes Fotomotiv – Henkersteg, Henkerturm, Wasserturm und Weinstadel. Von dort aus führte die Mauer weiter zur bisherigen Sebalder Stadtbefestigung.

Man kann davon ausgehen, dass die Schwachpunkte, Pegnitzein- und Ausfluss, mit Sperrvorrichtungen versehen waren.

Letzte Stadtbefestigung

Der parallelogrammartige Grundriss der sogenannten letzten Stadtbefestigung, wie wir sie heute kennen, zieht sich auf einer Länge von 5 Kilometern um die Nürnberger Altstadt. Bei einem gemütlichen Spaziergang lässt sie sich in überschaubarer Zeit umrunden. Hinter der Burg beginnend folgt man (im Uhrzeigersinn) deren Verlauf über: Vestnertor, Maxtor, Laufer Tor, Marientor, Königstor, Frauentor, Spittlertor, Westtor, Neutor und wieder hinauf übers Tiergärtnertor zur Nürnberger Burg.

Bereits 1346 begann man mit den Arbeiten für die neue Stadtumwallung. In dieser Zeit entstand das (äußere) Spittlertor samt dortiger Stadtmauer gefolgt von den anderen Stadttoren in der Zeit von 1377 bis 1452. (Baubeginn am Laufer Tor 1377, Neutor 1380, Spittlertor 1385 – Laufer Tor fertig 1390/91, Spittler- und Färbertor 1407) Nachdem man ab 1427 den Grabenausbau vorantrieb und nach 1430 die innere Grabenwand mit Steinen verkleidete, war das Bauprojekt bis 1452 fertig gestellt.

Die Anlage bestand aus einer ein Meter dicken Stadtmauer die eine Höhe von 7 bis 8 Metern aufwies. Den Türmen war ein 15 m breiter Zwinger vorgelagert, der durch eine zweite Mauerlinie geschützt war. Davor lag/liegt der uns als Stadtgraben bekannte, bis zu 20 Metern breite und 12 Metern tiefe Trockengraben. Im Gegensatz zu anderen Festungsanlagen wurde die Vertiefung nicht bewässert.

Um sich vor Angriffen über die Pegnitz zu schützen, wurden am Ein- und Ausfluss Schossgatter angebracht, die auf- und abgelassen werden konnten. Diese schützten auch vor brennenden Treibgut, dass hinterlistige Kriegsherren in die Stadt treiben lassen wollten.

Im 16. Jh. wurden dann die Zwinger modernisiert, sowie neue Grabentürme errichtet. Zwischen 1538 und 1545 entstanden die Burgbasteien des Maltesers Antonio Fazuni. Die runde Ummantelung der vier Haupttortürme erfolgte nach dem Zweiten Markgrafenkrieg (1556-64). Anfang des 17. Jh. errichtete man die Zwingermmauer zwischen Laufer Tor und Wöhrder Türlein sowie die Wöhrdertorbastei.

Als der Dreißigjährige Krieg auch die Reichsstadt erreichte (ab 1632), wurde die Stadtmauer durch einen Ring von Erdaufschüttungen vor dem Stadtgraben zusätzlich gesichert. Dieses als Schanzen bezeichnete Erdwallsystem wurde Anfang des 19. Jh. wieder beseitigt. Einzig die Prateranlage vorm Spittlertorgraben zeugt noch von der ehemaligen, dortigen Spitzschanze.

Nach dem Übergang Nürnbergs an Bayern (1806) bestand der Bedarf nach zusätzlichen Mauerdurchlässen. So entstanden neue Torbauten im neugotischen Stil (Färber-, Königs-, Marientor ...). In dieser Zeit wurden auch einige Grabenabschnitte zugeschüttet.

Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zählte die altehrwürdige Stadtmauer noch 88 Türme, von einst 123. Der Bombenhagel zerstörte 33 von ihnen total, 29 wurden schwer, 28 leicht beschädigt. Auch die restliche Stadtbefestigung war arg in Mitleidenschaft gezogen. In der Wiederaufbauphase wurde gerettet was gerettet werden konnte und in weitgehend dem Original entsprechender Form neu aufgebaut. Die Überlegungen nach Kriegsende, die Reste der Mauer komplett zu beseitigen, wurden nicht weiter verfolgt – sie scheiterten am massiven Protest der Bevölkerung. Bis auf wenige Ausnahmen (Marientorgraben) können wir heute eine einmalige, fast komplett erhaltene, mittelalterliche Stadtbefestigung bewundern. An manchen Stellen sind auch die ehemaligen Wehrgänge zugänglich.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DSN, RIF, SLN

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