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Dr. Hermann Luppe

Die Stadt Nürnberg verdankt Dr. Hermann Luppe große Fortschritte in der sozialen Volksfürsorge. Unter ihm entstanden die Frauenklinik in der Flurstraße, sowie die sozial geprägten Wohnanlagen in St. Johannis und am Nordostbahnhof. Auch das europaweit viel geachtete, von Otto Ernst Schweizer geplante, städtische Stadion wurde in der Ära Luppe realisiert.


Hermann Luppe wurde am 6. August 1874 als Sohn von Dr. Gustav Hermann Luppe und seiner Frau Marie in Kiel geboren. Er wuchs in einem gutbürgerlichen, liberalen Elternhaus auf – Bildung, Kultur und Reisen wurden in der Familie hoch geschätzt. Grundlagen die sein späteres Handeln prägten. Luppe studierte in Genf, Leipzig, Berlin und Kiel Nationalökonomie und Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion in Kiel entschied er sich für den kommunalen Verwaltungsdienst. 1900 wurde Hermann Luppe Magistratsassessor in Frankfurt am Main. Ein Jahr später heiratet er Hulda Lamp, die Tochter eines Kieler Astronomie-Professors. Aus dieser Ehe gehen vier Kinder hervor. In Frankfurt organisierte er wichtige soziale Belange neu. Seine Einrichtung eines Jugendamts war wegweisend für ganz Deutschland.

Nach Jahren als berufsmäßiger Stadtrat (ab 1909) wurde er 1913 Bürgermeister der Stadt Frankfurt. Luppe durchlief fast alle städtischen Referate und eignete sich so detaillierte Kenntnisse in vielen Bereichen an. Durch sein umsichtiges, erfolgreiches Handeln, war er bald deutschlandweit bekannt. In den schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich der Kommunalpolitiker 1918 als Mitbegründer der neu geschaffenen DDP (Deutsche Demokratische Partei) an und zog als Abgeordneter in die Nationalversammlung ein.

Dem Ruf nach Nürnberg folgte Dr. Hermann Luppe 1919. Nachdem Oberbürgermeister Otto Geßler in das neu geschaffene Reichsministerium für Wideraufbau nach Berlin wechselte, wurde Luppe am 18. Januar 1920 als sein Nachfolger gewählt. Wegen seiner demokratischen, sozial-liberalen Haltung fand er Unterstützung durch die SPD. Dr. Herrman Luppe engagierte sich für das Fürsorgewesen, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und den kommunalen Wohnungsbau. Ferner entstanden unter ihm die Handelshochschule, Volkshochschule, sowie das städtische Amt für Leibesübungen – Einrichtungen mit Vorbildcharakter für andere Städte. Ressentiments wegen seiner norddeutschen Herkunft oder als "heimlicher Sozialist" räumte Luppe mit seinen erbrachten Leistungen schnell aus. Weltweite Anerkennung erhielt die Stadt auch für das erfolgreich durchgeführte Dürerjahr 1928, sowie die Einweihung des städtischen Stadions im gleichen Jahr.

Der aufkeimende Nationalsozialismus machte dem liberal eingestellten Demokraten Luppe das politische Leben schwer. Besonders als der selbst ernannte "Frankenführer" Julius Streicher immer mächtiger wurde, kam es seitens der NSDAP zu primitiven Diffamierungskampagnen. Luppe wurde zwar vor Ablauf seiner ersten Amtszeit (1930) mit Ratsmehrheit durch SPD, DDP, BVP und Christlichem Volksdienst in seinem Amt bestätigt, konnte dem Druck der Machthaber aber nicht dauerhaft stand halten. Streicher wollte Luppe politisch vernichten. Obwohl der Oberbürgermeister zwei Prozesse gegen das Naziregime gewann, war die nervliche Anspannung zu groß. Nachdem die Nazis den Zweiten Bürgermeister Martin Treu am 10. März 1933 zum Rücktritt zwangen, trat Luppe am 16.03. einen Urlaub an, worauf hin NS-Fraktionsführer Willy Liebel widerrechtlich mit den Geschäften des Oberbürgermeisters betraut wurde. Der ließ Luppe am 18. März in seiner Wohnung verhaften. Der rechtmäßige Oberbürgermeister resignierte (verständlichermaßen) am 24. März und erklärte seinen Rücktritt, worauf er aus der Haft entlassen wurde und die Stadt sofort verlassen musste. Erfolglos versuchte das Naziregime im Nachhinein Luppe wegen angeblicher Amtsvergehen strafrechtlich zu verfolgen.

Dr. Luppe zog mit seiner Familie nach Berlin, hatte aber als "entlassener" Beamter keine große berufliche Perspektive. Er wurde zwar widerrechtlich seines Amtes enthoben, änderte aber keinesfalls seine Gesinnung, was zahlreiche Schikanen und Verhaftungen durch die Gestapo nach sich zog. Das die Demokratie durch die NS-Machthaber unterdrückt wurde, muss den Politiker persönlich sehr geschmerzt haben. Er zog 1939 zurück in seine Geburtsstadt Kiel und durchlebte hoch im Norden die ganzen Kriegswirren.

Dr. Hermann Luppe hätte den Krieg fast überlebt. Bei einem der letzten Bombenangriffe starb er zusammen mit seiner Frau am 3. April 1945 in Kiel. In Nürnberg erinnert noch der Dr.-Luppe-Platz an den herausragenden Politiker, dem die Stadt viel zu verdanken hat. Ein von ihm verfasster Satz charakterisiert ihn wohl am treffensden: "Ich bin ein Mensch gewesen, und das heißt Kämpfer sein."


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Text: mw
Verwendete Literatur: BNN, SLN

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