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Friedrich Heller – Fabrikant und Elektropionier

Friedrich Heller gilt als Pionier der Fernmeldetechnik und als wichtiger Motor der Nürnberger Elektroindustrie. Heller war der erste Nürnberger der eine elektrische Klingel an seiner Haustüre anbrachte. Sein Unternehmen entwickelte sich bis zur Liquidation 1904 prächtig und war führend im Telefonapparatebau.


Friedrich Heller (19.6.1836 - 27.2.1911) eröffnete 1858 in der Vorderen Strengasse eine mechanische Werkstatt. Er stellte physikalische und elektrotherapeutische Geräte her und wandte sich bald der Schwachstromtechnik zu. Die elektrische Hausklingel, eine französische Erfindung, nahm er 1860 in sein Produktangebot auf. Im selben Jahr stellte er einen Lehrling ein, der später selbst Weltruhm erlangen sollte – Sigmund Schuckert.

Seinen Ruf als Pionier der Nachrichtentechnik liegt darin begründet, dass er sich ab 1876 mit dem von Alexander Graham Bell vorgestellten "Fernhörer" beschäftigte. Er beschaffte sich zwei dieser Wunderapparate, verbesserte sie weiter und stellte sie 1877 als erster der staunenden Öffentlichkeit vor. Die stürmische Zeit der Industrialisierung war ein guter Nährboden für Hellers Unternehmen. Nachdem 1881 in Berlin das erste öffentliche Fernsprechamt eröffnet worden war, nahm der Erfinder Kontakt zu den Postbehörden auf. Mit Erfolg – neben einer Münchener Firma wurde er zum Hauptlieferant für Telefonanlagen.

Der Fabrikant erhielt 1883 von der bayerischen Postverwaltung den Auftrag für 400 Telefonanlagen. Schon bald war das Telefon nicht nur bei Behörden verbreitet, auch private Kunden bedienten sich des neuen Mediums. Bereits 1884 lieferte Heller 10.000 Privattelefone aus, sowie weitere 1.700 Geräte für Post und Bahn. Heller entwickelte auch Nebenstellenanlagen für den Betrieb mehrerer Telefone an einem Anschluss. Ab dem 7.12.1886 firmierte Heller als "Fabrik elektrischer Apparate für Telephonie und Signalwesen".

Das steigende Auftragsvolumen machte 1889 den Teilumzug in eine neue Fabrik an der Peterstraße notwendig. Der Telefonbau zog in die neue Betriebsstätte, während die Abteilung Licht- und Kraftanlagen weiterhin in den alten Räumen produzierte. Zu dieser Zeit arbeiteten 150 Arbeiter und 25 Angestellte in dem Unternehmen.

Heller war nicht nur ideenreicher Unternehmer, sondern alles in einer Person – Entwicklungsingenieur, Konstrukteur, Fabrikationsleiter und Vertriebsmann. Er zeigte seine Produkte auf Ausstellungen im In- und Ausland und widmete sich der Entwicklung anderer elektronischer Geräte. So umfasste das Produktprogramm neben den Telefonapparaten auch elektrische Läutwerke, Haustelegrafen, Wasserstands-Fernmelder und elektrische Uhren.

Nachdem seine beiden Söhne Alexander und Carl Heller in die Firma eingetreten waren, widmete sich der Elektronikus verstärkt der Forschungsarbeit. Seine Impulse für die Fernmeldetechnik sind in zahlreichen Patentbeschreibungen belegt. Auch in einer Beschreibung der Telefonapparate der Kgl. Bayerischen Post- und Telegraphen-Direktion von 1895 sind Hellers Geräte ausführlich dokumentiert. An Qualität und handwerklich solider Fertigung mangelte es nicht.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit ging er auch öffentlichen Aufgaben nach. So war er 1875-1889 Mitglied des Gemeindekollegiums und 1902-08 Waisenrat auf kommunaler Ebene.

Den Niedergang seines Unternehmens erlebte der Gründer noch mit. Nachdem die Firma 1904 trotz guter Auslastung massive Liquiditätsprobleme hatte, wurde der Betrieb, ohne Immobilienbesitz, von der Felten & Guilleaume AG übernommen und als deren Zweigniederlassung weiter betrieben. Der Kaufpreis betrug 180.666,56 Reichsmark.

Friedrich Heller starb am 27. Februar 1911 in Nürnberg.


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Text: mw
Verwendete Literatur: BNN, SLN

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