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Karl Alexander Heideloff (Architekt)

Der Architekt Karl Alexander Heideloff wirkte in Nürnberg zu Zeiten der Frühindustrialisierung. Ganz im Gegensatz zu seinen Kollegen, trat er nicht für eine moderne Architektur ein, sondern hielt an Neubauten im neugotischen Stil fest, um das mittelalterliche Stadtbild Nürnbergs zu erhalten.


Karl Alexander Heideloff wurde am 2. Februar 1788 als Sohn des Hof- und Theatermalers Wilhelm Victor Peter Heideloff in Stuttgart geboren. Nach seiner Ausbildung in Grafik und Architektur an der Stuttgarter Akademie, der ehemaligen Hohen Carl-Schule, zog es ihn 1816 nach Coburg. Seine malerischen Fähigkeiten kamen dem jungen Künstler bei seinem ersten Auftrag zugute. In der oberfränkischen Stadt setzte er einen Fassadenentwurf Karl Friedrich Schinkels für das Schloss Ehrenburg in modifizierter, neugotischer Form um.

Nürnbergs Ruf folgte der Architekt 1820, weil er mit Bau des neuen Hochaltars für die Sebalduskirche betraut wurde. Gleichzeitig stellte man ihm in Aussicht, 1821 Nachfolger des Baurates Kißkalt zu werden. Dieses Ansinnen scheiterte jedoch durch den Widerstand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten. Dies führte dazu, dass Heideloff mit Unterstützung seiner Befürworter als "städtischer Architekt" tätig wurde – eine Funktion die es bis dato nicht gab. Das dies wiederkehrende Rangeleien mit den Gemeindebevollmächtigten nach sich zog, war praktisch vorhersehbar.

Heideloff bildete die durch ihn beschäftigten Handwerker in einer anfangs privat betriebenen Schule selbst aus, die sich 1823 zur städtischen Polytechnischen Schule entwickelte – der Vorläufer der heutigen Georg Simon Ohm-Fachhochschule. Ab 1833 erhielt er an der inzwischen staatlichen Institution eine Professur. Auch seine Publikationen und Bücher wurden von seinen Anhängern hoch geschätzt. Für seine Zielgruppe aus dem Handwerk schrieb er 1838 "Ornamentik des Mittelalters", "Christlicher Altar" (1838), "Nürnbergs Baudenkmale der Vorzeit" (1838), "Die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland" (1844) und das Sammelwerk "Das kleine Altdeutsche" (1849/52).

Doch woher rührten die Zwistigkeiten mit der Stadtobrigkeit? Bayern war im anbrechenden Industriezeitalter im Umbruch, alles sollte moderner, schöner, größer werden. Heideloff war aber kein Anhänger des klassizistischen bayerischen "Staatsbaustils". Vielmehr betrachtete er Nürnberg als mittelalterliches Gesamtkunstwerk, als einzigartiges Denkmal. So konnte er sich bei einem Wettbewerb für den Bau des neuen Theaters gegen seinen Widersacher Leonhard Schmidtner nicht durchsetzen. Auch Baurat Johann Christian Wolff waren Heideloffs Pläne immer zu "altbacken". Wahrscheinlich zitierten die Heideloff-Kritiker einen Satz den Ernst Moritz Arndt 1804 schrieb: "Alle Häuser, auch die neuen, haben etwas schwerfälliges und beleidigen durch die Erker und vielen Schnörkel das Auge."

Die von seinen Gegnern errichteten Bauten empfand der Architekt als Verschandelung des Nürnberger Stadtbildes. So schrieb Heideloff einst: "Ich ließ es mir auch sehr angelegen seyn, dieser herrlichen Stadt ... mit größtem Eifer zu dienen und den Charakter dieser ich möchte sagen deutschesten Stadt zu erhalten." Gegenüber seinen Kritikern argumentierte er mit der touristischen Anziehungskraft Nürnbergs, dass zu dieser Zeit die romantische (Neu)Entdeckung erlebte. Für ihn war die Neugotik keine Nachahmung, sondern die Erneuerung einer "echt deutschen und echt christlichen Kunst". Seine Liebe zum neugotischen Baustil fasste Heideloff in dem Vorwort zu seinem Buch "Der kleine Altdeutsche" so zusammen: "Nur wer solch ein Schauen und Ahnen der hohen Welt in sich trägt und die Gabe hat, dies Ideal der höchsten Schönheit, der vollkommensten Ordnung und der reinen Harmonie in einzelnen Gebilden darzustellen, kann in Wahrheit sagen, daß er den Beruf eines Künstlers in sich trage."

Dennoch war Heideloff nicht nur mit der Restaurierung bestehender Bauwerke wie beispielsweise der Jakobskirche oder dem teilweisen Umbau der Kaiserburg betraut, sondern er wurde auch für Neubauten durch private Bauherren beauftragt. So entstand unter seiner Leitung in der Rosenau der Prachtbau "Alhambra" des Unternehmers und türkischen Konsuls Johann David Wiß. Auch für Georg Zacharias Platner, den späteren Direktor der "Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft-Nürnberg", baute Heideloff neben dem Wohnhaus am Egidienplatz (1828) noch das Platnersche Schloss auf dem heutigen Platnersberg. Ebenso fand die Wiederherstellung des Engelgrußes von Veit Stoß, der 1817 unglücklicherweise heruntergefallen war, unter Heideloffs Regie statt. Auch der Dürer-Pirckheimer-Brunnen auf dem Maxplatz ist ein Werk des Neugotikers.

Heideloffs Stellung besserte sich 1838, als sein Schüler Bernhard Solger zum Baurat berufen wurde. Solgers Baustil kam Heideloffs Ansichten über Neubauten im neugotischen Stil (in gemäßigter Form) am nächsten. Obwohl er während seines Schaffens in Nürnberg einige Bauten nach seinen Vorstellungen verwirklichen konnte, war er von dem hiesigen Gastspiel enttäuscht. Heideloff verlässt Nürnberg 1856 um sich der Restaurierung der Ritterkapelle in Haßfurt am Main zu widmen. Im selben Jahr wird er wegen eines Gehörleidens und starkem Asthma von seiner Tätigkeit als Professor der Polytechnischen Schule entbunden. Neben seiner Ernennung zum königlichen Konservator in Nürnberg (1837) und 1856 Frankens, wurde ihm eine weitere Ehre zuteil – er wurde mit dem "Königlich-bayerischen Verdienstorden vom Heiligen Michael" zum Ritter geadelt.

Karl Alexander von Heideloff, der erste Denkmalschützer Nürnbergs, starb am 28. September 1865 in Haßfurt am Main. Viele seiner Werke fielen dem Zweiten Weltkrieg, oder späteren Umbauten zum Opfer, dagegen konnte sich der Dürer-Pirckheimer-Brunnen bis in unsere Zeit retten. In Nürnberg erinnern noch eine nach ihm benannte Straße, sowie ein Platz an den Verfechter des historischen Stadtbildes.

Heideloff-Bauten in Nürnberg*
Schwarzsches Haus, Lorenzer Platz 17 (1820)
Dürer-Pirckheimer-Brunnen, Maxplatz (1820/21)
Hochaltar, Sebalduskirche, (1823)
Klettsches Haus, Theresienplatz 8 (1823)
Restaurierung St. Jakob, Jakobsplatz (1824)
Imhoffhaus/Platnersches Haus, Egidienplatz 25-29 (1828)
Platnersches Schloss, Platnersberg (ehemals Thumenberg, 1837/38)
"Alhambra", Rosenaupark, (1839/40)
Hochaltar und Kanzel, Lorenzkirche (1839/40)
Wiederherstellung des Lorenzer Pfarrhofes (1840-46)
Wißsches Haus, Hauptmarkt 26 (1854)

*Quelle: Architektur Nürnberg, Bauten und Biografien; Bernd Windsheimer, Alexander Schmidt, Martin Schieber


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Text: mw
Verwendete Literatur: AIN, BNN, SLN

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