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Paul Pfinzing der Ältere – Kartograph, Ratsherr, Kaufmann

Paul Pfinzing der Ältere wurde am 29. August 1554 in Nürnberg geboren. Als Sohn einer der ältesten und angesehensten Ratsfamilien studierte er in Leipzig, wo seine Familie neben Nürnberg, ein weiteres Handelskontor betrieb. Von dort unternahm Pfinzing ausgedehnte Reisen und entdeckte nach Gesprächen mit den Künstlern Solis und Jost Amman seine Liebe zur Kartographie.


Nach dem Tod seines Vaters Martin übernahm Paul als Ältester, 1572 die elterliche Handelsgesellschaft. Im Jahr 1585 heiratet er Sabina Lindner und wird in den Folgejahren in viele reichsstädtische Ämter berufen. Nachdem Pfinzing 1587 zum Ratsherrn ernannt wurde, regierte er ab 1590 ununterbrochen als Junger Bürgermeister – heute würde man sagen als einer von mehreren Bürgermeistern die eine Stadt haben kann. Noch kurz vor seinem frühen Tod ehelicht Pfinzing 1596 seine zweite Frau Anna Pömer. Sein Sohn Paul aus erster Ehe, tritt in die kartographischen Fußstapfen seines Vaters, stirbt aber ebenfalls jung.

Paul Pfinzing d. Ä. bezeichnete, wie seine Vorgänger in der Kartographie (Regiomontanus, Erhard Etzlaub, Martin Behaim, Johannes Schöner), Nürnberg als "Mittelpunkt Europas". Er eignete sich sein Grundwissen aus zahlreichen Schriften bedeutender Künstler an. Als Standardwerk nannte er Albrecht Dürers "Unterweisung der Kunst des Messens". Weitere Lektüre fand er in Publikationen des Nürnberger Malers und Goldschmieds Heinrich Lautensack, der Bücher über Geometrie und Perspektive verfasst hat. Auch Hans Haidens Studien über Geometrie und Perspektive gelten als Wurzeln für Paul Pfinzings Schriften "Methodus geometrica" (1598) und "Extrakt der Geometrie und Perspektive" (1599).

Paul Pfinzing widmete seiner Liebe zum Kartenwerk viel Zeit. Wahrscheinlich stand er in Kontakt zur Akademie in Altdorf oder zu Nürnberger Gelehrtenkreisen. Er revolutionierte die Kartographie des 16. Jahrhunderts und entwickelte das "vortel", ein Gerät zur Kartenaufnahme, sowie einen Schrittzähler. Pfinzing griff auf bereits vorhandenes Kartenmaterial zurück und überarbeitete dies. Seine Karte von Hersbruck in der er Talauen blaugrün, Hänge braun einfärbte und Hochflächen weiß hervorhub, gilt als Meisterstück. Da der Kartograph auf "bildliche Überladung" verzichtete und die Signaturen vereinfachte, waren die so entstandenen Karten sehr klar und übersichtlich. Mit den von ihm entwickelten Meßmethoden war es möglich neben Orten, Straßen und Gewässern auch Felseinschnitte, einzelne Bäume oder Baumgruppen in das Werk einfließen zu lassen. Nachdem bereits sein Vorgänger Jörg Nöttelein die Methode des Maltesers Antonio Faggioni für lokalperspektivisches zeichnen aufgriff, übernahm Pfinzing diese Arbeitsweise ebenfalls. Da sich der Kartograph auch im Festungsbauwesen ausbilden ließ, konnte er der Stadt auch militärische Skizzen liefern.

Paul Pfinzing d. Ä. war zu seiner Zeit der "Meister der Nürnberger Kartographie". Als ein Glanzstück gilt sein Pfinzing-Atlas, der im Original im Staatsarchiv Nürnberg erhalten ist. Andere Originalarbeiten verwahrt das Germanische Nationalmuseum.

Auch die Erfindung eines Schrittzählers um 1590 geht auf Pfinzing zurück. Als Synonym für den Erfindungs- und Ideenreichtum der Nürnberger Erfinder und Handwerker, sowie deren innovatives Handeln, gilt seit dem späten Mittelalter der Begriff "Nürnberger Witz".

Nach dem Tod Paul Pfinzings d. Ä. am 1. Juli 1599 trat sein Sohn Paul d. J. (1588-1631) in die Fußstapfen des Vaters und führte sein Werk fort. Er schuf kartographische Vorlagen für Gräfenberg, Hiltpoltstein und Betzenstein. Ein 1621 auf der Vorlage des Vaters entstandener farbiger Grundriss der Stadt Nürnberg ist ebenfalls erhalten.

Das von Pfinzing d. Ä. begonnene Werk wurde auch von seinem Schüler Hieronymus Braun fortgesetzt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg führten es Hans Carl, Wolf Trexel und dessen Söhnen, sowie Hans Bien, Andreas Albrecht und Petrus Zweidlein weiter.


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Text: mw
Verwendete Literatur: BNN, SLN

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