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Theodor von Cramer-Klett

Theodor von Cramer-Klett legte mit den Grundstein für die MAN, war aber nicht der Gründervater dieses Unternehmens. Die Maschinenfabrik-Augsburg-Nürnberg wurde erst Jahre nach seinem Tod gegründet. Im Gegensatz zu Wilhelm Spaeth war Crammer-Klett ein Unternehmer der im Industiezeitalter die Zeichen der Zeit erkannte. Der Großindustrielle war eine der herausragensden Unternehmerpersönlichkeiten seiner Zeit, sowie Mäzen und Förderer von Kunst und Gewerbe.


Theodor Cramer wurde am 27. September 1817 in Nürnberg geboren. Nach seiner schulischen Laufbahn trat er als kaufmännischer Lehrling in das väterliche Kolonial- und Textilwarengeschäft ein. Sein Vater Albert Johann Cramer hielt sich nicht an den Spruch "Schuster bleib bei deinen Leisten" und investierte in einen Ausflugspark am Schmausenbuck, der aber von der Bevölkerung nicht angenommen wurde. Diese Fehlinvestition hatte 1834 den Bankrott des Handelshauses zur Folge. Die Familie zog nach Wien und versuchte eine neue Existenz aufzubauen. Theodor besuchte in der österreichischen Metropole die Wiener Handelsakademie, ehe er in Prag eine Banklehre antrat. Sein Interesse für philosophische Denkweisen führten ihn schließlich nach München, wo er Vorlesungen von Friedrich Wilhelm von Schelling besuchte. Nach einigen Semestern zog es Theodor Cramer 1841/42 in die Schweiz. Von Genf aus unternahm er für ein eidgenössisches Bankhaus Reisen nach Frankreich und Italien.

Seine Auslandsaufenthalte sowie seine gedankliche Auseinandersetzung mit Philosophie, Frühsozialismus und die Kontakte zu bürgerlichen Intellektuellen prägten Theodor Cramer. Er fasste den Plan nach Nürnberg zurückzukehren und ein Verlagsgeschäft zu gründen, um die aufgeklärten Fortschrittsgedanken des bürgerlichen Aufbruchs zu verbreiten. In einem Schreiben begründet er seinen Schritt so: "Da die Bedeutung des Buchhandels in unseren Tagen vor allem darin zu suchen sein dürfte, die Zeitideen aus der Schule in das Leben einzuführen, um so der reinen menschlichen Bildung Vorschub zu leisten, so soll auch mein Verlag zunächst solche Werke und Broschüren umfassen, welche die staatlichen, sozialen und bürgerlichen Verhältnisse nach den Grundsätzen der wahren fortschreitenden Aufklärung beleuchten."

Nach Gründung des Verlages übernahm Cramer 1844 auch noch die Redaktion des "Nürnberger Kuriers". Er veröffentlichte Übersetzungen des französischen Frühsozialisten Louis Blanc und verlegte Schriften seines Freundes Ludwig Feuerbach. Zur Bedeutung einer zensurfreien Presse bezog er 1847 folgendermaßen Position: "Einer gebildeten unabhängigen öffentlichen Meinung wohnt eine solche Kraft und Autorität inne, daß sie neben der Justiz als eine gleichberechtigte, unentbehrliche Schwester erscheint, welche zur Erhaltung der Ordnung beiträgt, wie diese selbst ... denn wo die Mittel der Gerechtigkeit nicht ausreichen, wo sich das Vergehen in ein glücklich gewähltes, schützendes Dunkel hüllt, oder wo das Gesetz noch keine Strafe geschaffen, gerade da trifft die öffentliche Meinung in ihre vollen Rechte." Cramer übergab 1848 die Redaktion an seinen Jugendfreund Dr. Emmanuel Feust. Unter dem Druck der Obrigkeit musste der "Nürnberger Kurier" 1849 sein Erscheinen einstellen. Feust wurde zurück in seine Heimatstadt Bamberg verbannt.

Eine entscheidende Wende in Cramers Leben war 1847 die Heirat der Unternehmerstocher Emilie Klett. Sie war die einzige Tochter des Fabrikanten Johann Friedrich Klett. Nach Schweizer Sitte fügte er den Namen seiner Frau dem eigenen bei – Theodor Cramer-Klett. Sein Interesse am schwiegerväterlichen Betrieb sollte sich schon bald auszahlen. Er sah die Chancen die sich im aufstrebenden Eisenbahnbau sowie der rasch fortschreitenden Industrialisierung boten. Nach dem Tod seines Schwiegervaters im gleichen Jahr, übernahm Theodor die Leitung der Fabrik. Der ehemalige Verleger war jetzt ein Fabrikant, der erkannte das Erfolg nur mit industrieller Massenfertigung zu bewerkstelligen ist. Die Umstrukturierung, des bis dato eher konservativ arbeitenden Unternehmens, war ein kluger Entschluss.

Das Eisenbahnwesen wurde in den stürmischen 1850er Jahren zum Umsatzträger des Betriebes. Die Produktion von Eisenbahnwaggons und Rädern sowie der Brückenbau machten dreiviertel des Gesamtumsatzes aus. In anderen Betriebszweigen wurden Dampfmaschinen gefertigt und die Zusammenarbeit mit anderen Firmen für Großprojekte koordiniert. Eine spektakuläre Leistung war 1854 die Fertigstellung des "Königlichen Glaspalastes" anlässlich der Münchener Gewerbeausstellung in nur einhundert Tagen. Eine weiter Pionierleistung: Der Bau einer 1.000 Meter langen Rheinbrücke bei Gustavsburg (1862).

Cramer-Klett hatte in den 1870er Jahren gute Kontakte zur Regierung und baute Kooperationen mit potenten Geldinstituten auf, die dem Unternehmen zu größeren Handlungsspielraum verhalfen. Die Aktivitäten im Finanz-Management führten 1871 sogar zur Gründung der "Süddeutschen Bodenkreditbank". Schließlich wurde die "Maschinenbaugesellschaft Nürnberg" 1873 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Fabrik zählte zu den führenden deutschen Unternehmen.

Nachdem 1866 seine Gattin Emilie gestorben war, heiratete er Elisabeth Curtze, eine gebildete und musikalisch begabte Frau. Cramer-Klett hielt sich in den 1870er Jahren viel in München auf und kaufte dort 1877 das Palais Schönborn. Er pflegte persönliche Kontakte zur "Schaltzentrale" und war in der Münchener Gesellschaft bestens eingeführt. Für den Bau des Glaspalastes hatte er den Kronenorden, mit dem persönlicher Adel verbunden war, sowie die erbliche Freiherrenwürde bekommen. 1872 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität München. Sein kulturelles und geistiges Leben spielte sich weiterhin auch in Nürnberg ab. Hier pflegte er den Umgang mit Künstlern und Wissenschaftlern, außerdem gründete der Großindustrielle die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung. Den Plan für das Künstlerhaus unterstützte er mit 30.000 Mark, darüber hinaus half er bei der Realisierung des Gewerbemuseums. Dieses Mäzenatentum wurde von seiner zweiten Frau maßgeblich unterstützt.

Theodor Freiherr von Cramer-Klett war ein exemplarischer Unternehmer des 19. Jahrhunderts, der seine ganze Kraft auf den industriellen Aufbruch konzentrierte. Die Fusion mit der AG Maschinenbau Augsburg und die Gründung der MAN erlebte der Fabrikant nicht mehr. Nachdem er 1883 mehrere Schlaganfälle erlitten hatte, starb der Vorzeigeunternehmer am 5. April 1884 auf seinem Gut Hohenaschau im Chiemgau. Er wurde auf dem Johannisfriedhof begraben. Im Nürnberger Stadtteil Wöhrd, der Wiege des schwiegerväterlichen Betriebs, ist eine Straße nach ihm benannt. Der Cramer-Klett-Park befindet sich ebenfalls in diesem Stadtteil.

Apropos M.A.N. Der von Cramer-Klett im Auftrag von König Ludwig II. errichtete Wintergarten über dem Westflügel der Münchner Residenz wurde nach dessen Tod abgerissen und nach Nürnberg verbracht. Hier diente die vielbestaunte Eisen-Glas-Konstruktion als neue Werkhalle der M.A.N.


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Text: mw
Verwendete Literatur: BNN, IKN, RIF, SLN

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