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Historisches Gastgewerbe und Wirtshauskultur in Nürnberg

Nürnberg hatte schon in reichsstädtischer Zeit, eine im Verhältnis zur Einwohnerzahl, hohe Wirtshausdichte. In damaliger Zeit als die Stadt Schauplatz von Reichstagen, sowie internationales Handelszentrum war, eröffneten viele Gewerbetreibende eine Gastherberge, Gaststätte, Garküche oder eine Bier- bzw. Weinschenke. Der Pfarrer und Historiker Konrad Nopitsch listet um 1800 zweihundertfünfundsiebzig gastronomische Betriebe auf, und das bei einer bescheidenen Einwohnerzahl von ca. 25.000. Bereits 1819 gab es knapp über 500 Gaststättenbetriebe, was einer Wirtschaft auf jeweils 50 Stadtbewohner entsprach. Nürnberg hatte in dieser Zeit somit eine fünffach höhere Wirtshausdichte als München! 1994 kamen 254 Nürnberger auf einen Gastbetrieb – Hotels, Eisdielen, Bars, Diskotheken und Nachtlokale mitgerechnet.


Bereits 1813 schrieb Johann Ferdinand Roth in sein "Nürnbergisches Taschenbuch": "Der Weinschenken und Bierhäuser giebt es hier eine große Menge; der Ersteren mögen ungefähr 14, der Letzteren aber bey 400 seyn." Ferner schreibt Dr. Friedrich Mayer 1849 in seinem Büchlein "Nürnberg und seine Merkwürdigkeiten": "Bier ist wie überhaupt in Bayern, so auch in Nürnberg das beliebteste Getränkt. (...) Die Zahl der Bierhäuser ist dann auch nach und nach gestiegen, aber die meisten der früheren kleinen Kneipchen, in denen sich´s so traulich zusammensitzen ließ, sind erweitert und den modernen Geschmack akkommodirt (angepasst) worden."

Nachdem der Rat der Stadt schon im Jahr 1600 die Preise für Speis und Trank, sowie Übernachtung exakt festsetzte, wurden die Gasthäuser ab 1745 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit in vier Klassen eingeteilt.

     I. Gasthöfe mit dem Recht zur Beherbergung von Reisenden mit Wagen sowie zur         Ausrichtung von Hochzeitsfeiern
    II. Weinschenken zum Teil mit dem Recht zu Kochen, Hochzeitsfeiern und der          Beherbergung von Reisenden zu Fuß
   III. Reine Weinschenken ohne Kochrecht
   IV. Wirtshäuser und Garküchen mit Bierausschank, zum Teil mit dem Recht der          Hausschlachtung, Kochen und Beherbergung von Reisenden zu Fuß

Viele dieser Lokale wurden nach Tierbezeichnungen benannt, wie beispielsweise das "Weiße Lamm" oder die "Goldene Laus". Auch Namen aus der Pflanzenwelt waren sehr beliebt – "Zum Grünen Baum", "Zur Schlehenstaude".

Andererseits benannte man, als ab 1809 die Straßennamen eingeführt wurden, einige Straßen nach dem dort seit ewigen Zeiten ansässigen Wirtshaus. So entstand die Bezeichnung Adlerstraße nach dem Gasthaus "Zum Goldenen Adler" oder die Vordere und Hintere Sterngasse nach der Lokalität "Zum Blauen Stern". Weniger verbreitet waren Benennungen nach kulinarischen Vorlieben, wie beispielsweise das noch heute existierende "Essigbrätlein". Neben ihren Hauszeichen an der Fassade hatten viele Gaststätten zudem noch originelle Namen wie "Zum Gläsernen Himmel", "Zum Nackten Bauch" oder "Zum Schifflein".


Einige Lokale waren auch weit über die Grenzen Nürnbergs bekannt, wie das berühmte "Bratwurstglöcklein", dass oft im gleichen Atemzug mit dem "Auerbachs Keller" in Leipzig genannt wurde. Im "Roten Ross" am Weinmarkt, damals das erste Haus am Platz, nächtigten Berühmtheiten wie Kaiser Leopold II. und Johann Wolfgang von Goethe. Der Bayerische Hof in der Karlstraße war bei den Wittelsbachern sehr beliebt. Die Nürnberger Uraufführung von Berthold Brechts "Dreigroschenoper" fand nicht etwa im städtischen Theater, sondern im Intimen Theater in der "Wolfsschlucht" statt.

Die "Gartenlaube" widmete der Nürnberger Wirtshauskultur 1878 einen eigenen Artikel worin es heißt: "Zu den persönlichen Eigenthümlichkeiten des echten Nürnbergers gehört auch seine Vorliebe für kleine, engbegrenzte Wirtshausräume. Je niedriger und abgeschlossener dieselben sind, um so traulicher heimeln sie ihn an; eine große luftige Bierhalle nach Wiener, Berliner oder Hamburger Art würde in Nürnberg nur durch den Fremdenbesuch lebensfähig sein, obschon der einheimische Bierkonsum den anderer gleich bevölkerter Städte wohl noch übersteigt. So sehen wir den in allen Stadttheilen besonders beliebte kleine Stammkneipen, und immerhin bieten dieselben auch für den Fremden viel Anheimelndes, vorausgesetzt, daß er dem Tabakrauch nicht allzu abhold ist."

Einige Gaststätten bestehen noch heute an gleicher Stelle, von anderen prangt lediglich der Name an einem anderen Lokal. Viele der hier beschriebenen Lokalitäten existieren nicht mehr – weder als Wirtshaus noch namentlich. Überhaupt hat sich die Nürnberger Wirtshauskultur in den letzten Jahren stark verändert, was oft von älteren Bürgern beklagt wird. Reine Kaffeehäuser gibt es fast nicht mehr, auch "Kartel-Wirtschaften" mit Kegelbahn im Keller sind ausgestorben. Viele Gastronomen, besonders im engeren Stadtzentrum, richten ihr Angebot auf eine vorwiegend jüngere Zielgruppe aus – Style und Trend sind halt modischer als ein Schafkopf-Stammtisch. So etwas gibt es nur noch in den ländlich geprägten Vororten.

Aktuell: Öffnungszeiten Nürnberger Lokale


Momentan sind folgende Beiträge verfügbar:

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Bayerischer Hof
Bratwurstglöcklein
Bratwursthäusle
Bratwurst Herzle
Bratwurst Röslein
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Deutscher Hof (in Kategorie "Bauwerke")
Goldener Baum
Hans-Sachs-Stube
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Kalbsgarten
Kettensteg (Gaststätte)
König Otto
Rotes Ross
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Schlenkerla – Zur Schranke
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Valznerweiher, Inselrestaurant
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Zum Strauss
Zum Gläsernen Himmel
Zum Goldenen Geier
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Zur Wolfsschlucht

Wirtshausnamen in Nürnberg (1801-1945)