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Kalbsgarten

Eine sehr beliebte und bekannte Ausflugswirtschaft war einst der Kalbsgarten in der Erlenstegenstraße 122. Am Wochenende pilgerten die Bewohner der Nürnberger Altstadt durch den Pegnitzgrund hinaus in den landwirtschaftlich geprägten Vorort Erlenstegen. Dies ist alles längst Geschichte. Der Kalbsgarten wurde 1983 abgerissen – an seinem Platz steht heute eine Wohnanlage gleichen Namens.


Das Vorgänger-Wirtshaus an gleicher Stelle war das Weiße Roß, dass seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben wurde, wobei das Anwesen schon wesentlich länger bestand. In Kalbsgarten umbenannt wurde es nach dem späteren Besitzer Kalb. Das beliebte Lokal bestand aus Gastwirtschaft, Garten und Saalbau. Das Wirtshausgebäude war im Erdgeschoss aus Sandstein erbaut, worüber sich ein Fachwerkobergeschoss erhob. Im Gastzimmer befand sich ein Ofen, dessen gusseiserne Platte die Jahreszahl 1766 trug.

Im Kalbsgarten konnten auch selbst mitgebrachte Speisen verzehrt werden, so wie es damals in Biergärten üblich war. Zudem verhieß ein großes Schild am Eingang: "Hier können Familien Kaffee kochen". Bevor sich der Stadtteil Erlenstegen zum Villenviertel entwickelte, prägten Bauern das Bild des ehemaligen Vororts. Diese trafen sich abwechselnd im Kalbsgarten oder im unweit gelegenen Goldenen Stern zum Karten spielen. Dies ist natürlich längst Geschichte, ebenso wie der Brauch des Neujahrs-Singens den die Familie Kalb eingeführt hatte. Immer an Silvester, so um Mitternacht, stimmten die Gäste den Choral "Nun danket alle Gott" an. Danach gab es dann kostenlosen Punsch. Diese Tradition hielt sich bis in den Zweiten Weltkrieg hinein.

Vorbei auch die Zeit der Freiwilligen Feuerwehr und des Sängerbunds Erlenstegen, deren Mitglieder sich im Saalbau versammelten, wenn sie sich nicht im Goldenen Stern trafen. Für ihre Feste und Tanzveranstaltungen war aber der Kalbsgarten mit seinem Saalbau immer die erste Wahl. Beide Vereine wurden 1899, durch die Eingemeindung Erlenstegens nach Nürnberg, aufgelöst.

Im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen, nahm der Kalbsgarten nach Kriegsende den Betrieb wieder auf. Das über mehrere Generationen von der Familie Kalb geführte Lokal, stellte den 1969 Betrieb erst (schon?) ein. Der Kalbsgarten wurde 1983 dem Erboden gleich gemacht und mit einer Wohnanlage bebaut, die 1986 fertiggestellt wurde.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: ANG, NWG, SLN

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