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Die Pegnitz in Nürnberg

Die Pegnitz, Nürnbergs Stadtfluss, durchfließt das Stadtgebiet auf einer Länge von ca. 14 km. Ihr Name leitet sich von dem vorkeltischen Wort "paginza" ab, was so viel bedeutet wie schlammiger, sandiger Fluss. Der Wasserlauf entspringt auf der, nordöstlich von Nürnberg gelegenen, Frankenalb. Von seiner Quelle in der Stadt Pegnitz legt der Fluss eine Strecke von 117 km zurück, bevor er sich im Fürther Stadtgebiet mit der Rednitz vereinigt. Gemächlich fließt die Pegnitz heute durch Nürnberg und teilt die Altstadt in zwei Hälften. Schon Friedrich Schiller schrieb einst über, bzw. aus Sicht der Pegnitz: "Ganz hypochondrisch bin ich vor langer Weile geworden, und ich fließe nur fort, weil es so hergebracht ist." Das war im Mittelalter auch schon so. Erst als der Mensch begann, den natürlichen Lauf der Pegnitz in andere Bahnen zu lenken, fing der Fluss an sich zu wehren und zahlte diese Maßnahmen durch etliche Hochwasser zurück.

Die Pegnitz, der ungezähmte Fluss

Das natürliche Flussbett der Pegnitz befand sich im frühen Mittelalter direkt im Herzen Nürnbergs, auf dem heutigen Hauptmarkt. Dieser Platz war anno dazumal ein sumpfiger Wiesengrund unterhalb der etwa 50 m höher gelegenen Burganlage in der Sebalder Stadthälfte. Auch der nördlich gelegene, Lorenzer Ortskern, lag über dem Niveau des Pegnitztals, sodass Hochwasser zu dieser Zeit keine Gefahr für die getrennten Stadtteile darstellte. Der Fluss konnte sich noch "frei bewegen" und änderte häufiger seinen Lauf. Die Insel Schütt, eine der vier Inseln innerhalb der Stadtmauern, entstand durch Ablagerung von Sand, den die Pegnitz mit sich führte. Der Fluss suchte sich einen neuen Weg und floss in zwei Armen um das Hindernis herum. Aber die Stadt wuchs. Beide Ortskerne näherten sich langsam aber stetig und eine Bebauung des Wiesengrunds innerhalb der Stadtmauern begann. Wegen der ungünstigen Bodenbeschaffenheit mussten die dortigen Bauten des Judenviertels, auf Pfählen errichtet werden. Das Gelände wurde jedoch durch das Judenpogrom von 1349 "gesäubert" und alle entstandenen Bauwerke wurden abgerissen. Auch die Synagoge, an deren Platz heute die Frauenkirche steht, war von den Maßnahmen betroffen. Mit dem angefallenen Bauschutt (Schätzungen gehen von einer Million Kubikmeter aus), wurde der sumpfige Untergrund verfüllt, sodass der Platz des heutigen Hauptmarkts entstand. Durch eine Erhöhung der Ufer wurde der Fluss in ein etwa 70 m südlicher gelegenes Bett gezwängt, was sich bald schon rächen sollte.


Die Pegnitz – wirtschaftlich ausgebeutet und als Müllhalde missbraucht

Schon ab dem 13 Jh. diente die Wasserkraft der Pegnitz zum Antrieb von Mühlen. Einem Plan von Wolf Jakob Stromer ist zu entnehmen, dass es 1601 zwischen den Nürnberger Vororten Wöhrd (im Osten) und Doos (im Westen) zwölf Mühlenanlagen mit insgesamt 131 Wasserrädern gab. Der Lauf der Pegnitz war also durch diverse Wasserbauten im Flussbett an einem natürlichen, schellen Durchfluss gehindert. Auch die künstliche Verengung des Flussbetts durch die Radstuben der Wasserräder sollte sich rächen. Etliche Hochwasser verwüsteten die Stadt, Mühlenbauten und Brücken. Maßnahmen, die Stadt vor solchen Katastrophen zu schützen, wurden über Jahrhunderte diskutiert – gehandelt wurde nie.

Alle Vorschläge und Pläne zur Hochwasserbekämpfung wurden nicht umgesetzt. Da Hochwasser manchmal nur alle zwei oder drei Generationen auftraten, wurden die erforderlichen Maßnahmen einfach "vergessen". Auch die Nürnberger Müller müssen eine starke Lobby gewesen sein. Es gelang ihnen immer wieder, ein Handeln des städtischen Rats zu verhindern um ihre eigenen, wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.

Aber nicht nur die Nutzung der Wasserkraft stellte ein Problem dar, auch als Müllhalde wurde der Fluss missbraucht. In der Chronik von 1582 wurde vermerkt, dass das Flussbett derart zugemüllt war das selbst die Mühlräder stillstanden. Auch die Schlachtbank an der Fleischbrücke entsorgte ihre Abfälle in der Pegnitz. Der Senat notierte 1712 folgendes: es seien "... Sand, Steine, Bau-Holz, Kehrig, Strohe, Federn, Abhäuig, Gerberslohe, Seegspän und Waid, auch totes Aas" in den Fluss geworfen worden "und dadurch den Mühl- und Wasser-Wercken das nothwendige Wasser ganz schädlich entzogen". Dies sei abzustellen, "damit der Pegnitz- und Fischbach-Fluss zum allgemeinen Nutzen, auch dessen Mühl- und Hammer-Wercken zum besten rein und sauber auch in rechtem freyen Gang gehalten". Es standen also keine hygienischen Gründe im Vordergrund, sondern wieder einmal die wirtschaftlichen Interessen der Mühlenbetreiber.

Wiederkehrende Hochwasser schädigten die Stadt und die Mühlenanlagen des Öfteren erheblich, gehandelt wurde aber trotzdem nicht. Erst im 20. Jh. wurde das Projekt "Hochwasserfreilegung der Pegnitz" in die Tat umgesetzt. Ausgerechnet die fatalen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs machten umfangreiche Maßnahmen möglich.

Hinweis: Mehr über die Hochwasser in Nürnberg finden Sie auf
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Die Pegnitz und der Autoverkehr

Einen perfiden Plan die Stadt hochwassersicher zu machen, hatten die Nationalsozialisten. Hochwasser in der "Stadt der Reichsparteitage" passten natürlich nicht in das Bild der Nazis. Der städtische Angestellte Adam Strössner legte dem damaligen Oberbürgermeister Wilhelm Liebel einen Plan vor, der einerseits dem Hochwasserschutz, andererseits auch dem gestiegenen Verkehrsaufkommen durch die Reichsparteitage gerecht werden sollte. Nach dem Willen Strössners, sollte am Nordufer der Pegnitz eine zwölf Meter hohe Ufermauer entstehen, auf deren Krone eine breite Autostraße durch die gesamte Altstadt führen sollte. Unter der Trasse waren Parkplätze geplant. Drei Mühlen sollten nach Abriss durch Neubauten ersetzt werden um den Strom für die Beleuchtung zu liefern. Auch der damalige Bayerische Hof neben dem Wasserturm und der Weinstadel sollten diesem Vorhaben weichen.

Solche Maßnahmen passten eigentlich gar nicht in das romantische Stadtbild Nürnbergs, welches die Nationalsozialisten für sich vereinnahmten – dennoch tauchte das abstruse Vorhaben in dem Wirtschaftsplan von 1939/40 auf. Überhaupt machten sich die Nazis die Romantik an der Pegnitz zu eigen. Die Mühlen spielten zu dieser Zeit keine wirtschaftliche Rolle mehr, waren aber noch erhalten. Sie dienten dem Naziregime zur Darstellung einer mittelalterlichen, malerischen Fluss-Stadt für ihre Reichsparteitage.

Dieses Großprojekt an der Pegnitz sollte unmittelbar nach dem Reichsparteitag 1940 umgesetzt werden. Gott sei Dank ging der Kelch an Nürnberg vorüber. Aufgrund der Kriegsereignisse fand kein Parteitag mehr statt.


Die Pegnitz heute. Nürnberg – Stadt am Fluss

Der Fluss war nie schiffbar, aber schon immer fischreich. Bis in die 1960er Jahre gab es am Gewässer sogar gewerblichen Fischfang. Die Pegnitz musste in den vergangen Jahrhunderten viel ertragen und hat der Stadt auch tüchtig zugesetzt. Diese Zeiten sind vorbei. Die Gefahr durch Hochwasser wurde durch Baumaßnahen nach dem Zweiten Weltkrieg minimiert. Der Fluss trägt heute im Wesentlichen zu einem urbanem Stadtbild bei und ist in weiten Strecken wichtiger Bestandteil stadtnaher Erholung. In unseren Tagen ist man sich der Steigerung der Lebensqualität durch den Wasserlauf bewusst. Das Wasserwirtschaftsamt wacht über alle Maßnahmen an und in der Pegnitz. Fehler aus der Vergangenheit wurden teilweise revidiert. Im westlichen Wiesengrund (flussabwärts der Johannisbrücke) wurde der Fluss auf einer langen Strecke "renaturiert".

In manchen Abschnitten (außerhalb der Stadt) kann der Fluss sogar mit dem Kanu befahren werden. Dies ist innerhalb der Stadtmauern aufgrund der vielen Wehre natürlich untersagt. Aber es gibt trotzdem die Möglichkeit, ein Stück Nürnberg vom Fluss aus zu erkunden. An manchen Sommerwochenende bieten die Gondolieri Rundfahrten zwischen Maxbrücke und Heilig Geist Spital an. Ausgangspunkt und Anlegeplatz der venezianischen Gondeln ist die Liebesinsel am Trödelmarkt. Und wer Lifestyle auf dem Fluss mag, gönnt sich von April bis Oktober einen Drink auf der, nicht unumstrittenen, schwimmenden Ponton-Bar an der Fleischbrücke.

Die Ponton-Bar existiert nicht mehr, der Betreiber ist insolvent.

Nachtrag, 09.07.2012
In einer Tagung des Umweltausschusses wurde beschlossen, dass "das Befahren des Flusses mit kleinen Fahrzeugen ohne eigene Antriebskraft" ab jetzt erlaubt ist. Dies gilt für den westlichen Teil der Pegnitz im Nürnberger Stadtgebiet, zwischen Lederersteg und Stadtgrenze. Man darf also jetzt von Mai bis Oktober mit Kanadier, Kajak, Ruder- oder Schlauchboot in diesem Abschnitt rauf und runter schippern.

Somit ist also auch Surfen auf der Pegnitz gestattet. Der Verein "Nürnberger Dauerwelle" der im Zuge der Gestaltung der "Wasserwelt Wöhrder See" eine stehende Welle gefordert hatte, sieht jetzt sein Projekt im Bereich unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke für realisierbar. Die Chancen für ein anstehendes Genehmigungsverfahren sollen nicht schlecht stehen. Allerdings muss der Verein die Verantwortung für die Anlage übernehmen. Geplant ist, die Pegnitz hydraulisch aufzustauen und das Wasser dann mit voller Wucht auf eine Stahlrampe treffen zu lassen. Laut Umweltreferent Peter Pluschke könnte die "Dauerwelle" (geschätzt) bis zu 500.000 Euro kosten. Deshalb sucht der Zusammenschluss der Surfer nun Sponsoren. Bleibt zu hoffen, dass der Verein sein Vorhaben verwirklichen kann, eine Bereicherung für den renaturierten Flussabschnitt wäre es allemal – ein Hauch von Hawaii auf der Pegnitz.

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Pegnitz
Gondel a. d. Pegnitz
Pegnitz
Im Winter 1979
Pegnitz
Unter der Fleischbrücke
Pegnitz
"Sandiger Fluss"
Pegnitz
Pegnitzmüll
Pegnitz
Sommervergnügen
Pegnitz bei Niedrigwasser
Oktober 2008
Fischreuse
Juli 2010
Die Pegnitz im Pegnitztal
Im Pegnitztal
Im Pegnitztal
Im Pegnitztal
Im Pegnitztal
Ehemalige Mühle
Ehemalige Mühle
Pegnitzquelle
Pegnitzquelle
Zaußenmühle
Zaußenmühle
Pegnitzquelle
Pegnitzquelle

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Text: mw
Fotos: mw, Uli Kowatsch
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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