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Pinselindustrie in Nürnberg

Weniger bekannt als die Spielzeug- oder Zweiradindustrie, aber dennoch bedeutend, war/ist die Nürnberger Pinselindustrie. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in der Pegnitzstadt 30 Pinselfabriken, die den Weltmarkt beherrschten. Einige von ihnen bestehen bis in die heutige Zeit und produzieren nach wie vor Pinsel für den Künstler-, Handwerker-, Kosmetik- oder Haushaltsbedarf.



Die Vereinigten Pinsel-Fabriken-Nürnberg

Die Vereinigten-Pinsel-Fabriken-Nürnberg gingen 1889 aus dem Zusammenschluss von 15 Firmen hervor und waren der größte Betrieb dieser Art. Das Unternehmen, eine Aktiengesellschaft, produzierte in fünf Fabriken die im Stadtgebiet verteilt waren. Die Verwaltung war in der Praterstraße ansässig, wo neben den anderen Standorten in der Gartenstraße, der Sulzbacher Straße, Johannisstraße und Langen Zeile ebenfalls Pinsel hergestellt wurden. Die Produktpalette umfasste feinste Zobelpinsel sowie Pinsel für Maler und Anstreicher, wie auch Pinsel für den technischen und medizinischen Bereich. Man betrieb Zweigniederlassungen in Dinkelsbühl, Linz, London und New York. Der Großbetrieb beschäftigte um 1900 1.200 Arbeiter und 85 Beamte. Das Unternehmen firmiert heute unter dem Namen Vereinigten Pinselfabriken Leonhardy & Co. und ist in der Johannisstraße ansässig.


Gebrüder Zierlein

Die Brüder Heinrich und Georg Zierlein gründeten ihr Unternehmen 1889 in Rothenburg ob der Tauber. Nach dem Umzug 1890 nach Nürnberg expandierte die Pinselfabrik. Der Betrieb exportierte nicht nur europaweit, sondern bediente auch die Märkte in Nord- und Südamerika sowie den Orient. Heute ist die Gebr. Zierlein GmbH ein Tochterunternehmen der Vereinigten Pinselfabriken Leonhardy & Co.


Johann Maison

Die Pinselfabrik Johann Maison wurde 1890 gegründet und hatte ihren Firmensitz zunächst am Heuweg. Ein umfangreiches Sortiment, sowie ausgedehnte Absatzgebiete im In- und Ausland führten zu einem raschen Aufschwung, sodass 1904 eine neue, größere Produktionsstätte in der Richard-Wagner-Straße bezogen werden konnte.


Weitere Pinselfabriken in Nürnberg

In der Veillodterstraße startete 1903 der Betrieb von Ferdinand Oberndorfer, der unter der Markenbezeichnung "Ocean" in die ganze Welt exportierte. Bereits 1890 wurde die Pinselfabrik "Mulzer & Schöffel" gegründet. Bevor man 1897 in eigene Fabrikanlagen in Wöhrd und Mögeldorf umzog, produzierte der Betrieb in gemieteten Räumen.

Ein wahrer Boom führte zur Gründung weiterer Pinselfabriken:
1890 Liersch & Wagner
1891 Hermann Ichenhäuser
1892 Wilhelm Mack
1892 Wilhelm Schmidt
1895 Georg Hiltner
1896 Gebr. Regensteiner

Daneben etablierten sich in Nürnberg auch die Zulieferbetriebe wie die 1888 gegründete Pinselhaarhandlung Paul Cramer & Co., sowie die Pinselkapselfabrik von Konrad Eichner. Im Zuge der Industrialisierung waren auch Spezialmaschinen für die Pinselfertigung gefragt. Der 1911 von Hans Weber gegründete Betrieb bediente diesen Markt. Neben Spezialmaschinen wurden Zwingen, Ringe und anderes Zubehör hergestellt.

Auch heute noch hat die Nürnberger Pinselindustrie einen guten Ruf. Bekannte Firmen wie die bereits erwähnten "Vereinigten Pinselfabriken Leonhardy & Co." oder die Defet GmbH die ihre Produkte unter dem Namen "da Vinci" vertreibt, stellen weiterhin hochwertige Pinsel für die unterschiedlichsten Anwendungen her.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur:NWM, SLN

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