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Eröffnung der Ludwigseisenbahn-Strecke
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Am 7. Dez. 1835 fand die lang ersehnte Eröffnung der Ludwigseisenbahn statt. Im "Protokoll über die feierliche Eröffnung der Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth" heißt es: |
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"Heute morgens, um 8 Uhr, kamen die eingeladenen Herren Aktionäre, die königlichen Militär- und Civilbehörden, dann die städtischen Behörden und nahmen theils in der aufgerichteten Tribüne, theils in dem Hofraum der Gesellschaftslokalitäten Platz. Als alles versammelt war und auch ausserhalb des Lokals eine ungeheuere Menge Menschen aus der Nähe und Ferne sich eingefunden und inzwischen die Musik des Kgl. Landwerhr Regiments der Stadt Nürnberg gespielt hatte, bestieg Herr Bürgermeister Binder die Estrade. ..."
Es folgte die Ansprache von Bürgermeister Binder, der das Bahnprojekt in höchsten Tönen lobt. Besonderen Dank richtet er an das bayerische Königshaus und an Ingenieur Paul Denis. Nach Enthüllung eines Gedenksteins mit der Inschrift "Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft 1835" auf der einen, und dem Namenszug König Ludwig I. auf der anderen Seite, bestiegen die geladenen Gäste die neun Personenwagen und William Wilson setzte den Zug um 9.00 Uhr unter Musik und Kanonenböller in Bewegung. Ein Journalist des Stuttgarter Morgenblattes beschrieb die Situation folgendermaßen:
"Der Wagenlenker ließ die Kraft des Dampfes nach und nach in Wirksamkeit treten. Aus dem Schlot fuhren nun die Dampfwolken in gewaltigen Stößen, die sich dem schnaufenden Ausatmen eines riesenhaften antediluvianischen Stieres vergleichen lassen. Die Wagen waren dicht aneinandergekettet und fingen an, sich langsam zu bewegen; bald aber wiederholten sich die Ausatmungen des Schlotes immer schneller, und die Wagen rollten dahin, dass sie in wenigen Augenblicken den Augen der Nachschauenden entschwunden waren. Auch die Dampfwolke, welche lange noch den Weg, den jene genommen, bezeichnete, sank immer tiefer, bis sie auf dem Boden zu ruhen schien. Die erste Testfahrt war in neun Minuten vollendet, und somit die Strecke von 20.000 Fuß zurückgelegt."
In Fürth wurde der Zug von Königlichen und Städtischen Behörden empfangen. Danach begab sich die Gesellschaft in den Gasthof zum Kronprinzen von Preußen, wo man ein Frühstück zu sich nahm. Um 10.00 Uhr erfolgte die Rückfahrt nach Nürnberg. Weitere Züge setzten sich um 11.00 und 13.00 Uhr Bewegung, die vierte Fahrt des Tages, eine Freifahrt für das allgemeine Publikum, verließ den Nürnberger Ludwigsbahnhof um 14.00 Uhr.
Bahndirektor Georg Zacharias Platner beschrieb die Einweihung seiner Bahnstrecke so:
"Vorzüglich schön war die Einweihung der Bahn am 7. Dez. 1835 unter einem, wie leicht begreiflich ist, enormen Zulauf von Menschen, welche in eigens zu diesem Zwecke erbauten Zelten, Buden und Pavillions oder längs der ganzen Landstraße des neuen Schauspiels harrten. Die Lokalitäten der Eisenbahn waren reich mit den Landesfarben Bayerns geschmückt, und an allen Wagen flatterten und wehten blau und weiße Fähnchen. Es war ein herrlicher Anblick, die Lokomotive mit der gesammten Wagenreihe voll festlich geschmückter jubelnder Menschen einherbrausen zu sehen, und Jeder, der die erste Fahrt mitgemacht hatte, konnte tausend Fragen, die von allen Seiten an ihn gemacht wurden, auf keine Weise entgehen."
Die Feierlichkeiten mit den geladenen Gästen nahmen am Nachmittag mit einem Festessen im Saal der Museumsgesellschaft ihren Fortgang. Nach dem Mahl trug Buchbindermeister Schnerr ein Festgedicht vor, dann klang die Eröffnungsfeier aus, ohne das "weder eine Störung der Ordnung noch irgend ein Unfall sich ereignete".
Das König Ludwig I. nicht anwesend war, hängt wahrscheinlich mit einer Reise Seiner Majestät nach Griechenland zusammen. Man darf auch nicht vergessen das der ursprüngliche Eröffnungstermin am 25. August, dem Geburtstag des Königs, mehrfach verschoben wurde, was eine Terminplanung im Königshaus nicht einfach machte. Nichtsdestotrotz erhielt die Ludwigseisenbahn-Gesellschaft zahlreiche Glückwunschschreiben von Adelshäusern. Konsul Bartels aus Köln, der dem Projekt von Anfang an verbunden war, schrieb:
"Nürnberg erwirbt sich einen neuen Ruhm in der Geschichte, indessen kann das jetzige Ereignis nur als eine Fortsetzung seiner schon in früheren Jahrhunderten bewiesenen Kraft und Einsicht betrachtet werden, denn unsre Urväter wussten schon alles Großartige im rechten Moment zu fassen und es zu veredeln."
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