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Goldhammer (Nürnberg-Erlenstegen)

Neben der Mahlmühle (Erlenstegen 13) gab es weiter südwestlich einen weiteren Mühlenbetrieb auf dem Areal Erlenstegen 42 (heute Flußstrasse 25). Nachdem der Lauf der Pegnitz weiter in die Mitte des Pegnitzgrundes verlegt wurde, liegt das heutige Anwesen nicht mehr direkt am Ufer.


Das gegenüber der Satzinger Mühle gelegene Areal wurde erst 1866 bebaut. Der Besitzer der "Bleichfelder" in den Pegnitzauen sowie der Mögeldorfer Mühle war seit 1852 Christian Hahn, der das Grundstück 1865 an die Ehepaare Keller und Bachofen zu gleichen Teilen verkaufte. Nachdem die Familie Keller 1866 den Bachofenschen Anteil dazu erworben hatte, begann man mit dem Bau der Mühle. In den Annalen der Stadt von 1867 ist die Bebauung folgendermaßen beschrieben: "ein Wohnhaus nebst angebauter Wagenhalle, Stall und Remise, dann Wohngebäude mit Bäckerhaus und angebautem Comptoir, Stall und Hof, Hausmeisterwohnung und Anbau an Wohnhaus."

Die Familie Keller ging in Konkurs. Durch Versteigerung gelangte die Mühle 1869 für 81.500 Gulden in den Besitz der Firma Mayer-Kohn. Ein erneuter Besitzerwechsel erfolgte im Jahr 1880. Der Fabrikant Christian Reich erwarb das Anwesen für 142.000 Gulden und stellte einen Antrag für die Erlaubnis zur Errichtung eines Hammer- und Brokatstampfwerkes, was auch genehmigt wurde. Die 16 Metallhämmer wurden im Hauptgebäude des Mühlenanwesens untergebracht, für die sechs Brokatstampfen wurde ein eigener Neubau errichtet. Einem im gleichen Jahr gestellten Antrag für den Betrieb einer Dampfmaschine wurde ebenfalls stattgegeben. 1886 ersetzte man die drei Wasserräder durch eine Turbine. Durch den raschen technischen Wandel musste die Mühle ständig modernisiert und erweitert werden. Der ausländische Konkurrenzdruck in der Bronzeproduktion machte dies nötig.

Bronze wurde anfangs aus Schabin, einem Abfallstoff, hergestellt. Durch die steigende Nachfrage und die hohen Arbeitslöhne der Metallschläger wurde der Herstellungsprozess nach und nach auf maschinelle Fertigung umgestellt, ebenso trugen die neu entdeckten chemischen Methoden zur Produktionssteigerung bei. Jedoch war auch der Goldhammer in Erlenstegen trotz der Modernisierung, der Konkurrenz aus England und Frankreich kaum gewachsen. Dieser Umstand führte zu einer Vernachlässigung erforderlicher Schutzmaßnahmen für die Arbeiter. Der scharfkantige Staub und die Dämpfe waren äußerst gesundheitsgefährdend. Ein mittelfränkischer Fabrikinspektor stellte hierzu fest:

"Wenn auch die maschinellen Einrichtungen der Bronzefabriken als gute und die Staubentwicklung wenig begünstigende bezeichnet werden müssen, so ist doch bei der Verteilung des Metallpulvers gar nicht zu vermeiden, dass die Arbeiter in den Maschinenräumen in einer steten Atmosphäre des feinen Metallstaubes leben. Zum Schutze verbinden sich dieselben bei Bedienung der trocken arbeitenden Maschinen das Gesicht mit einem Tuche oder Schwamme, die dort, wo Ordnung herrscht, nach jeder Benützung ausgewaschen werden. Wenn man jedoch sieht, wie häufig bloß mechanisch das mit Bronzestaub erfüllte Tuch ohne Reinigung desselben immer wieder vorgebunden wird und wie gewöhnlich es ist, dass die Arbeiter in den Ruhepausen mit ungewaschenen Händen ihre Speisen verzehren, muß man erstaunen, dass die Erkrankungen infolge dieser Einatmung des feinen Metallstaubes nicht zahlreicher sind."

Der Fabrikinspektor schlug daraufhin vor, dass bei Konzessionserteilung von neuen Bronzefabriken unbedingt auf die Einhaltung solcher Sicherheitsmaßnahmen zu achten sei. Ob dies bei der Firma Reich eingehalten wurde ist nicht bekannt. Jedenfalls schien das Unternehmen zu florieren, sodass man 1886 die bereits erwähnte Dampfmaschine einbauen konnte, sowie einen großen Anbau für weitere Werkstätten an das Mühlengebäude errichtete.

Durch weitere Anbieter und das daraus resultierende Überangebot war der Bronzemarkt rückläufig. Der Goldhammer wollte darauf durch eine Umstellung auf Aluminiumbronze reagieren. Wegen der erhöhten Explosionsgefahr wurde dies von der Stadt Nürnberg nicht genehmigt. Die Firma Reich ging daraufhin 1912 in Konkurs. Das Grundstück samt Mühlengebäude ging 1938 in den Besitz der Straßenbaufirma Konrad Kamm. Bis zur Verlegung der Pegnitz in den 1960er Jahren wurde die Mühle noch zur Stromerzeugung genutzt. Bis in die 1980er Jahre produzierte die AEG in dem ehemaligen Goldhammer. Heute wird das Anwesen Flußstrasse 25 als Wohnhaus genutzt.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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