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Industriegut Hammer

Bereits im 14. Jh. (1372) befand sich in Hammer eine Mühle aus der sich nach und nach ein Industriegut entwickelte. Aus dem Jahr 1492 ist überliefert das sich neben der Mühle auch ein Messinghammer befand. Die Industriesiedlung Hammer liegt außerhalb Nürnbergs Stadtkern, östlich im Stadtteil Laufamholz. Dies hatte in früheren Jahrhunderten Vor- und Nachteile. Vorteil: Man unterlag nicht den Beschränkungen der Nürnberger Gewerbeordnung. Nachteil: Die Ansiedlung genoss nicht den Schutz der Stadtmauer und wurde im zweiten Markgrafenkrieg zerstört (1552). Der Wiederaufbau des Hammerwerks als Drahtziehermühle erfolgte durch die Familie Kanler. Um einer erneuten Zerstörung vorzubeugen, umsäumte man das Areal mit einer Mauer (ausgenommen die Flußseite).


Die kleine Ortschaft wurde in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut. Eine Aufstellung der Gebäude aus dem Jahr 1681 listet neben dem Herrenhaus und den Arbeiterwohnungen, eine Schule, ein Wirtshaus, Stallungen und wirtschaftliche Gebäude, eine Mahlmühle, eine Glühhütte und einen Brennofen auf. Die in Hammer produzierten Bunt- und Edelmetallfolien wurden sogar bis nach Asien verschifft.

Die Firma Johann Volkamer & Co. übernahm 1718 das Messingwerk. 1814 ging das kleine Dorf an die mit Volkamers verwandte Familie von Forster über. Der Volkamer-Obelisk in der Mitte der Dorfplatzes erinnert noch an die Volkamer Ära. Dieser Sandstein-Obelisk der (heute noch) auf dem Christoph-Carl-Platz steht, wurde von der Familie von Forster aus dem ehemaligen Volkamerschern Garten in Gostenhof in das Fabrikgut Hammer verlagert (1861).

Nach der Eingliederung Frankens in das Königreich Bayern (1806) war das "Messing- und Lahngoldwerk Hammer" die größte Fabrik im Nürnberger Land. Im Jahr 1824 bestand das Dorf aus zwölf Hauptgebäuden in denen 144 Menschen lebten. Ein 1815 errichtetes Walzwerk wurde ab 1871 durch Turbinen betrieben.

Die Auszeichnung mit einer Silbermedaille bei der Münchner Industrieausstellung 1834 zeugt von der hohen Qualität der in Hammer hergestellten Produkte. Eine goldene Industriemedaille bekam die Firma in Bombay für die, in großen Mengen gelieferten Spezialfolien die zur Bedeckung von Tempeldächern und Türmchen dienten.

Auch in sozialen Belangen war das Industriegut Hammer vorbildlich. Neben der 1650 errichteten Schule für die Arbeiterkinder und der mietfreien Wohnung gab es auch ein System für eine Invaliditäts-, Alters- und Witwenrente. Da das Arbeitsverhältnis unkündbar war, verpflichteten sich die Arbeitnehmer im Gegenzug an eine lebenslange Betriebsbindung und zur Wahrung der Betriebsgeheimnisse.

In Zeiten der Industrialisierung musste auch Hammer mit den technischen Veränderungen Schritt halten. Die Wasserräder wurden nach und nach von Turbinen verdängt. Eine 1894 eingebaute Turbine lieferte den Strom für das Walzwerk. Die bereits 1894 abgeschafften Hämmer wurden durch weitere Walzwerke ersetzt. Um die schwankenden Wasserstände der Pegnitz auszugleichen und die Stromversorgung der Walzwerke zu sichern, installierte man 1908 zusätzlich einen Dieselgenerator. Überhaupt stellte sich die Stromerzeugung mehr und mehr als neue Einnahmequelle dar. Es wurde ein eigenes Netz aufgebaut mit dem man die Ortschaften östlich von Hammer mit Strom versorgte. Es gab eine eigene Abteilung für die Projektierung und Installation von Freileitungen und Hausanschlüssen. Wegen anstehenden, größeren Investitionen die aus eigener Kraft nicht zu finanzieren waren, trat man die Stromversorgung 1930 an das Fränkische Überlandwerk ab. Den Strom für den Eigenbedarf produzierte man aber weiterhin selbst.

Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg verschonten auch das kleine Fabrikgut nicht. Der Messinghammer und das Pegnitzkraftwerk waren 1943 nach Luftangriffen schwer getroffen. Das Turbinen konnten zwar repariert werden, aber für die Messingproduktion bedeutete es das Aus.

Bereits nach dem Krieg (1947) wurden Überlegungen angestellt um die Ortschaft in das Wasserschutzgebiet einzugliedern. Aus diesem Grund wurden auch die von Herrn von Forster eingereichten Pläne für einen Wiederaufbau abgelehnt. 1958 wurde das Werk dann endgültig stillgelegt und von der Familie von Forster zum größten Teil an die EWAG (Energie- und Wasserversorgung AG) verkauft.

Ein wichtiges Jahr für das komplette Areal war 1977. Hammer wurde als industriegeschichtliches Ensemble unter Denkmalschutz gestellt. Heute gehören die größten Teile der Anlage der Nürnberger N-Ergie AG (vormals EWAG). Der Energieversorger hat die Ortschaft behutsam restauriert und in Teilen wiederaufgebaut. Somit ist Hammer heute ein in Deutschland, wahrscheinlich, einzigartiges Industriedenkmal.



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Industriegut Hammer - Uhrenhaus
Industriegut Hammer
Industriegut Hammer
Blick a. Christoph-Carl-Platz
Industriegut Hammer - Herrenhaus
Ehem. Herrenhaus
Industriegut Hammer - Uhrenhaus
Uhrenhaus
Volkamer-Obelisk
Volkamer-Obelisk
Hammer
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Hammer
Ehem. Wohn- und Verwaltungsgebäude
Industriegut Hammer - Wirtshaus
Ehem. Wirtshaus
Industriegut Hammer - Wirtshausschild
Einkehr "Zum Hammer"
Hammer
Hinter der Schmiede
Industriegut Hammer - Bauernhaus
Grundmauern eines Bauernhauses

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Text: mw
Fotos: mw
Verwendete Literatur: RIF, VPN

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