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Die erste Ballonfahrt über Nürnberg

Ein riesiges Spektakel trug sich im Jahr 1787 im heutigen Stadtpark zu. Es war ein Volksfest wie es zu damaliger Zeit kaum zu überbieten war, ein Ereignis das noch lange Zeit für Gesprächsstoff sorgte: Die erste Ballonfahrt über der Reichsstadt Nürnberg.


Nachdem es den Gebrüdern Montgolfier bereits vier Jahre vorher gelungen war, sich in einem Heißluftballon von der Erde zu erheben, fanden sie einige Nachahmer die dieses Schauspiel gegen Geld vorführten. Einer von ihnen war der Franzose Jean-Pierre (auch Nicolas Francois) Blanchard. Er bereiste größere Städte und veranstaltete eine Art Luftschau.

In Leipzig wo Blanchard vorher gastierte, boten ihm Nürnberger Bürger an eine Reise in die Noris zu finanzieren, um dort sein Luftfahrtexperiment vorzuführen. Wilhelm Roth, der damalige Wirt vom "Roten Roß" am Weinmarkt, traf die geschäftlichen Vorbereitungen und stellte dem Ballonfahrer Kost und Logis.

Am 15. Oktober 1787 traf Blanchard mit seinen Gerätschaften in Nürnberg ein. Auf dem Neuen Bau, dem heutigen Maxplatz, stellte der Luftfahrer sein Fluggerät drei Wochen lang zur Schau. Jedermann konnte es dort besichtigen – gegen Eintrittsgeld versteht sich. Für den großen Ballonstart wurden unterschiedliche Zuschauerplätze zu vier, zwei oder weniger Talern verkauft. Als Startplatz hatte man den Judenbühl (heute Stadtpark) auserwählt. Zu diesem einmaligen Schauspiel wurde ein riesiges Volksfest organisiert. Zelte mit Speis und Trank wurden aufgestellt, Verkaufsstände errichtet, und die Eröffnung des Christkindlesmarkts eigens vorverlegt.

So eine Massenveranstaltung musste natürlich organisiert werden. Der städtische Rat stellte 240 Stadtsoldaten ab, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen sollten. Dies zog eine Rüge Ansbachs nach sich, da die Soldaten außerhalb der Stadtmauern Nürnbergs markgräfliche Landeshoheit verletzten.

Und dann war er da, der große Tag. Am 12. November 1787 strömten 50.000-60.000 Menschen hinaus vor die Stadttore. Böllerschüsse verkündeten das Füllen der Ballonhülle. Vor dem großen Moment wurde es dann still. Um 11.26 Uhr erhob sich Blanchard mit seinem Ballon in die Lüfte, was durch Händeklatschen und Vivarufe begeistert begleitet wurde. 800 Klafter, rund 1.600 Meter soll der Ballon gestiegen sein und sich dann in nordwestlicher Richtung entfernt haben. Die Massen machten sich auf, um die Landung hautnah mit zu erleben. Jeder wollte Zeuge dieser tollkühnen Aktion sein. Doch der Ballon entfernte sich zu schnell, sodass das Volk über die Felder nicht hinterher kam.

Südwestlich von Boxdorf, etwa in Höhe der Ortschaft Braunsbach, setzte der Luftfahrer zur Landung an. Allerdings verstanden die verdutzten Bauern nicht, was Blanchard ihnen auf französisch zurief. Aber schließlich begriffen die Staunenden doch, was sie mit den herunter gelassenen Seilen zu tun hatten. Und so setzte der wagemutige Sensationspilot um 12.15 Uhr in den Feldern im Knoblauchsland auf. Unter dem Jubel der Bevölkerung wurde er zurück in die Stadt geleitet, wo neben mehrtägigen Feierlichkeiten noch weitere Flugexperimente abgehalten werden. Ende November verlässt Blanchard Nürnberg um seine "Flugschau" in anderen Städten zu zeigen.

Es war die 28. Luftfahrt Blanchards. Vor seinem Start machten Gerüchte die Runde, er habe die letzte Beichte abgelegt, falls ihm etwas zustoße. In Nürnberg lief alles glatt, aber der Luftfahrer verunglückte tatsächlich am 7. März 1809 bei einem seiner Flüge – der Unfall endete tödlich.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: NGG, SLN

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