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Nürnberger Volksfest

Das Nürnberger Volksfest findet heutzutage zweimal jährlich statt. Bevor es 1953 seinen festen Standort auf dem Volksfestplatz an der Kongresshalle am Dutzendteich erhielt, wurde der Rummel an verschiedenen Plätzen im Stadtgebiet abgehalten.


Erstmals wurde ein Volksfest in Nürnberg 1826 ausgerichtet, als König Ludwig I. seinen Geburtstag in der Noris feierte. Ihm zu Ehren wurde auf der Peterheide eine Pferderennbahn angelegt um die sich viele Hütten und Zelte aneinander reihten, in denen Wirte ihre Speisen und Getränke anboten. Neben Pferde- und Hirschrennen zählten auch Sack- und Eierlaufen, sowie Baumklettern zu den Attraktionen. Am Ende des Festes wurde ein Feuerwerk gezündet.

Bis 1842 fand die jährliche Festivität auf dem Platz zwischen Regensburger, Scharrer- und Zerzabelshofstraße statt. Dieses Areal wurde 1833 zu Ehren des Königs in Ludwigsfeld umbenannt. Einer Übersichtskarte aus diesem Jahr ist zu entnehmen, dass 71 Wirte ihre Waren anboten. Ihre Buden und Zelte bildeten den inneren Zirkel der Pferderennbahn. Auch die städtischen Brauereien waren mit eigenen Ständen vertreten. Zum Abschluss gab es dann wieder ein Feuerwerk. Diese Tradition hat sich bis heute (2010) gehalten.

Auszeiten gab es beim Nürnberger Volksfest immer wieder, sei es durch Kriegsereignisse oder wirtschaftlich schwierige Zeiten. So fiel das volkstümliche Vergnügen 1848/49 der Revolution zum Opfer. Erst 1853 wurde der Rummel auf dem Ludwigsfeld wieder veranstaltet. Vermutlich gab es ab dieser Zeit zur Eröffnung auch immer einen prunkvollen Festzug. Zwei Jahre später verlegte man die Kirmes auf den Judenbühl (heute Stadtpark), der anlässlich des Besuchs von König Maximilian II. in Maxfeld umbenannt wurde. Nach einer Pause veranstaltete man 1872 erneut ein Volksvergnügen das bis 1884 jährlich auf dem Maxfeld stattfand.

Ein erneuter Standortwechsel erfolgte von 1885 -bis 1887. In dieser Zeit wurde das Volksfest am Plärrer abgehalten, bis es 1888 wieder auf das Ludwigsfeld wanderte, wo es bis 1913 stattfand. Der Rummel hatte sich im Lauf der Jahrzehnte, entsprechend der Technik, mitentwickelt. Nürnberg war schon vor 1900 zur blühenden Industriemetropole herangewachsen und führender Standort der Spielzeug-, Bleistift- und Metallindustrie. Dementsprechend reisten Schausteller mit ausgefallenen Darbietungen an. So fand durch Peter Lindner und Ernst Riel, 1898 die erste Filmvorführung Nürnbergs auf dem Volksfest statt. Die beiden Nürnberger Kinopioniere bereisten mit ihrem mobilen Kinematographentheater auch andere Jahrmärkte, sowie das Münchner Oktoberfest. Neben Auftritten von Turn- und Gesangsvereinen waren auch die Ballonaufstiege und Fallschirmsprünge aus dem Ballon sehr beliebt. Ebenso fand die erste Ballonfahrt einer Frau namens Kätchen Paulus auf dem Nürnberger Volksfest statt. Der Jahrmarkt hatte sich mittlerweile zum wichtigen gesellschaftlichen Ereignis des Bürgertums entwickelt.

Das Fest soll sogar überregional bekannt gewesen sein. In einem, um 1910 erschienenen, Stadtführer heißt es: "An dieser Stelle sei auch das in weiten Gegenden Deutschlands bekannte, etwa vom 25. August ab alljährlich auf dem Ludwigsfelde stattfindende Volksfest mit seinen trefflichen Bauten und vornehmen Belustigungen erwähnt."

Aus dem Jahr 1913 ist bekannt, dass neben Achterbahn, Rutschbahn (Toboggan), Flohzirkus und anderen Attraktionen, fünfzig Ess- und Trinkbuden vertreten waren. Unter ihnen auch Exoten wie ein afrikanischer Kokos- und Bananenstand und eine Roggenkaffeebude. Obligatorisch waren und sind in der Frankenmetropole natürlich auch die Stände mit Nürnberger Bratwürsten. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Volksbelustigung bescheidener aus. Auf den Spießen wurden jetzt keine ganzen Ochsen, Schweine oder Kälber mehr gebraten. Man begnügte sich mit einer Maß Bier, Bratwürsten oder Ochsenmaulsalat. Allerdings musste der Volksfestbesucher jetzt 1,80 Reichsmark für die Maß auf den Tisch legen, nach 1900 waren es lediglich 30 Pfennige (s. Anahang, Peter Luginsland).

Nach bedingter Zwangspause durch die Ereignisse des Ersten Weltkriegs verlegte man das Volksvergnügen erneut. Von 1919 bis 1924 amüsierten sich die Menschen auf der Deutschherrnwiese, bevor sie sich ab 1925 zur Fürther Straße, auf ein Areal der nicht mehr existierenden Quelle begeben mussten, dort wo jetzt ein Einkaufscenter steht. Abermals auf der Deutschherrnwiese abgehalten wurde das Nürnberger Volksfest 1940/41. Schon kurz nach Kriegsende, sehnte sich die Bevölkerung wieder nach Unterhaltung. Die Neuauflage von 1945 fand aber im eher bescheidenen Rahmen statt. Von 1947 bis 1953 übersiedelte der Jahrmarkt wieder an das Areal an der Fürther Straße.

Seit 1919 gibt es neben dem traditionellen Herbstvolksfest auch ein Frühlingsfest. Wie eingangs erwähnt, hat das Nürnberger Volksfest seinen Stammplatz jetzt auf dem Volksfestplatz neben der Kongresshalle und dem Dutzendteich. Auf diesem Areal befand sich vor der Machtübernahme der Nazis der Alte Tiergarten. Dieser musste dem nie fertiggestellten Reichsparteitagsgelände weichen. Seit 1953 findet auf diesem Gelände zweimal im Jahr das bunte Treiben statt. Organisiert wird es vom Süddeutschen Verband Reisender Schausteller und Handelsleute. Neben High-Tech-Fahrgeschäften gastieren auf dem Rummel heutzutage auch manchmal nostalgische Attraktionen, wie beispielsweise zum Frühlingsfest 2010 die Rutschbahn "Toboggan" von 1907, bei der fast alles noch im Originalzustand ist, oder die historische "Bodenmühle", ein Märchen-Karussell von 1903.

Peter Luginsland (eigentlich Hanns Schödel) beschrieb in seinem Büchlein " Das war´n halt noch Zeiten" als Zeitzeuge (nach 1900) das Treiben auf der ehemaligen Peterheide. Hier ein kleiner Auszug:

"... Das Volksfest auf der Peterheide ist seit dem Jahre 1913, allwo es das letzte Mal im vollsten Glanze erstrahlte, nicht mehr erreicht worden. Die Schaubuden standen in einem riesigen Oval, in dessen Mitte die Stadtverwaltung das sogenannte Verwaltungsgebäude errichtete. (...) Jedes Jahr stand am Haupteingang das sogenannte "Französische Dampfkarussell", das wippende Pferde en masse aufwies und stets blendendweiß gestrichen war. (...) Leesers Berg- und Talbahn war damals die Sensation des Festplatzes mit ihrem phantastischen Orchestrion, das vom "Dichter und Bauer" bis zum "Lohengrin" alles auf Lager hatte. (...) Als der Leipziger Ingenieur Hugo Haase mit seiner sensationellen Stufenbahn kam, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Ein dreifaches Karussell mit dreifach gesteigerter Fahrgeschwindigkeit war der letzte Schrei auf diesem Gebiet. (...) Unweit des städtischen Verwaltungsgebäudes befand sich ein ansehnlicher Platz: hier fanden die berühmten Ballonaufstiege der Miß Polly statt. Diese Fallschirmabsprünge von Miß Polly waren der Höhepunkt aller Volksfeste um die Jahrhundertwende, und nicht einmal München hatte auf seinem Oktoberfest derartige Sensationen zu bieten. (...) Die Maß Festbier kostete dreißig Pfennig, und das galt damals schon als Rekord. (...) Die Peterheide wurde uns vierzehn Tage lang zum Paradies, das nie wiederkehrt."

Tja, das war´n halt noch Zeiten!


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Nürnberger Volksfest
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Rutschbahn Toboggan
"Toboggan"

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Text: mw
Fotos: mw
Verwendete Literatur: BIN, DWZ, NRS, SLN, SSG, VKC

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