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Alter Tiergarten

Zwei Vorläufer hatte Nürnbergs erster "offizieller" Tiergarten bereits vor seiner Eröffnung. Vom Tiergärtnertorturm bis in den heutigen Stadtteil Johannis, den ehemaligen Johannisfeldern, zog sich im Mittelalter der burggräfliche Wildpark, nach dem besagter Turm und der Platz Beim Tiergärtnertor benannt wurde. Einen weiteren Zoo eröffneten die wohlhabenden Brüder Carl, Hugo und Alfred Kürth am 19. April 1908, in der damals noch selbständigen Gemeinde Laufamholz. Dieser Tierpark in Unterbürg musste aber, nachdem die Stadt die Auflagen ständig verschärfte und die Besucherzahlen zurückgingen, am 25 Januar 1911 schließen.


Der alte Nürnberger Tiergarten lag einst an der Bayernstraße, auf dem heutigen Volksfestplatz, gegenüber der ehemaligen Luitpoldhalle. Im Gegensatz zu anderen deutschen Städten, die einen zoologischen Garten bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts besaßen, entschloss man sich in Nürnberg, nach einigen gescheiterten Anläufen, erst 1910 zur Errichtung eines Tierparks.

Unter Ehrenvorsitz von Oberbürgermeister Dr. Johann Georg von Schuh wurde 1910 ein vorbereitender Bürgerausschuss tätig, sowie als Träger des Vorhabens die Tiergarten AG gegründet. Wilhelm Weigel, ein städtischer Rechtsrat, wurde als Vorstand eingesetzt und trieb das Projekt maßgeblich voran. Die Aktien schienen eine Art "Volksaktie" gewesen zu sein, denn sie wurde von allen Bevölkerungsschichten gezeichnet.

Das 19,76 ha große Areal für dieses Vorhaben wurde von der Stadt zur Verfügung gestellt. Bei den Planungen, unter Federführung von Oberbaurat Kuch, für das Gelände neben Luitpoldhain und Dutzendteich wurden auch die sogenannten Nummernweiher mit einbezogen. Im Januar 1911 wurde mit der Geländegestaltung und Bebauung begonnen. Die Nummernweiher waren als Heimat der Wassertiere vorgesehen, für die anderen Spezies wurden naturähnliche Lebensräume nachgebildet. So etwa für die Steinböcke, die ein künstliches Gebirge aus Holz und Beton erhielten. Als Vorbild der Anlage diente der 1907 eröffnete Tierpark Hagenbeck in Hamburg.

Die Eröffnung von Nürnbergs erstem, stadteigenem Tiergarten erfolgte am 11. Mai 1912. Als Direktor wurde der Zoologe Dr. Karl Thäter eingesetzt, der auch nach der Verlegung an den Schmausenbuck, die Leitung innehatte. Unterstützt wurde er von Tierinspektor Carl Münzenthaler. Im Eröffnungsjahr konnten die Besucher 883 Tiere aus 193 Arten bestaunen. Anfangs diente die Luitpoldhalle im benachbarten Luitpoldhain noch als Restaurant, bevor dafür ein eigenes Gebäude errichtet wurde. Der Zoo wurde bei der Bevölkerung gut angenommen. Im zweiten Jahr des Bestehens zählte man bereits 800.000 Besucher. Der "Tiergartenverein Nürnberg" wurde ebenfalls im zweiten Jahr, am 1. Januar 1913 gegründet. Bei den Besuchern sehr beliebt war die Papageienallee, die vom Haupteingang gen Süden führte.

Schwierige Zeiten durchlebte der Zoo während des Ersten Weltkriegs und der folgenden Inflationsjahre. Der Futter- und Personalmangel konnte aber unter Mithilfe der Nürnberger Bevölkerung einigermaßen gemeistert werden, allerdings sank der Tierbestand bis 1924 auf ein Viertel der Vorkriegszeit. In diesen Notzeiten versuchte man durch "Völkerschauen" und Vorführungen eigener Tierdressuren den Besuch der Anlage attraktiv zu machen. Andere Zoos wie beispielsweise München Hellabrunn mussten in dieser Zeit schließen.

Nachdem die schwierigen Klippen umschifft waren, kam ein erneuter Rückschlag. Die Nationalsozialisten bezogen den Tiergarten ab 1935 in die Planungen für das Reichsparteitagsgelände mit ein. Das Aus war also beschlossen und die Stadt musste ab 1937 die Aktien zurückkaufen. Am 26. Februar 1939 wurde der Tierpark an der Bayernstraße geschlossen und die Tiergarten AG im Jahr 1940 aufgelöst. Die Tiere waren zu dieser Zeit, ebenso wie die steinernen Eingangsfiguren (Löwe u. Tiger), bereits in ihr neues Domizil am Schmausenbuck übersiedelt worden. Der neue und dort heute noch existierende Tiergarten wurde am 5. Mai 1939 eröffnet.

Das Areal des alten Tiergartens ist heute Teil des Volksparks Dutzendteich. An den ehemaligen Zoo erinnern noch die beiden südlichen Nummernweiher mit ihren künstlichen Betoninseln, die einst von Schwimmtieren, Seelöwen und Eisbären bewohnt wurden.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: SLN, SSG, Nürnberger Nachrichten v. 14.07.2009

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