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Fürther Kreuzung

Die sogenannte Fürther Kreuzung befand sich einst im heutigen Nürnberger Stadtteil Muggenhof, grob gesagt zwischen dem U-Bahnhof Muggenhof und der Stadtgrenze Nürnberg/Fürth. An diesem Schnittpunkt trafen Ludwigseisenbahn und Ludwigskanal, sowie die Ludwigs-Süd-Nordbahn aufeinander. Dort befand sich ehemals auch der erste Umsteigebahnhof Bayerns, die Haltestelle Fürther Kreuzung, später in Nürnberg-Doos umbenannt. In unseren Tagen ist von all dem nichts mehr übrig, obwohl die amtliche Bezeichnung "Fürther Kreuzung" erst 1982 aufgehoben wurde.


Als am 7. Dez. 1835 die erste, deutsche, dampfgetriebene Eisenbahn vom Nürnberger Ludwigsbahnhof nach Fürth schnaufte, ahnte noch niemand wie schnell sich dieses Verkehrsmittel verbreiten sollte. Als Trasse wurde eine fast schnurgerade Verbindung gewählt, die damalige Nürnberg-Fürther-Chaussee, die heutige Fürther Straße (bis zur Stadtgrenze so benannt). Die "Chaussee" war schon vor Inbetriebnahme der Bahnlinie eine der meist genutzten Straßen Bayerns. Bei einer Verkehrszählung anno 1833, in den Monaten Januar, März und April, wurden auf das Jahr 612.470 Personen zu Fuß oder im Wagen, sowie 39.420 Fuhrwerke mit 86.140 Pferden hochgerechnet.

Ein anderes Projekt von König Ludwig I. war zu dieser noch nicht fertiggestellt und wurde schon vor seiner feierlichen Gesamteröffnung am 15. Juli 1846 vom technischen Fortschritt überrollt, der Ludwig-Donau-Main-Kanal von Kehlheim nach Bamberg.

Anfangs traf an der Fürther Kreuzung nur die Ludwigseisenbahn auf den Ludwigskanal. Dies änderte sich ab dem 25. August 1844 mit Eröffnung des Teilstücks der Ludwigs-Süd-Nordbahn von Nürnberg nach Bamberg. Da die Ludwigsbahn-Gesellschaft das Privileg für den Bahnverkehr zwischen Nürnberg und Fürth bis 1865 innehatte, musste die Süd-Nordbahn vorerst nördlich an Fürth vorbeigeführt werden. Somit entstand an der Fürther Kreuzung der erste Eisenbahn-Verkehrsknotenpunkt Bayerns.

Allerdings war es in den ersten Betriebstagen für Reisende aus Bamberg schwierig ins Fürther Zentrum zu gelangen, da sich der Staatsbahnhof in Fürth-Poppenreuth befand und somit keine Umsteigemöglichkeit auf die Ludwigseisenbahn bestand. Dies änderte sich aber vermutlich 1845 nachdem man, zunächst provisorisch, den Haltepunkt Fürther Kreuzung eingerichtet hatte. Später errichtete man noch ein Verbindungsgleis zwischen Staats- und Ludwigsbahn. Somit entfiel ein Umladen der Güter von einer Bahnlinie auf die andere. Güterwagen konnten ab da direkt überstellt werden. Das Bahnhofsgebäude an der Fürther Kreuzung erhielt 1876 die amtliche Bezeichnung Nürnberg-Doos.

Der Tonnagenumschlag vom Schiff auf die Bahn schien sich an dem Schnittpunkt in Grenzen gehalten zu haben. Beispielsweise sind für den Brückkanal bei Doos, nahe der Schleuse 80, für die Jahre 1858/9 oder 1862/3 vier bzw. 17 ankommende Schiffe aus beiden Richtungen aufgezeichnet. Im Vergleich dazu verzeichnete der Kanalhafen Nürnberg in den gleichen Jahren 694 bzw. 1.086 eintreffende Lastkähne.

Die Fürther Kreuzung verlor an Bedeutung mit Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Nürnberg-Würzburg am 19. Juni 1865, welche direkt über Fürth führte und somit ein Umsteigen auf die Ludwigsbahn für Fürthreisende überflüssig machte. Auch die Ludwigs-Süd-Nord-Bahn erhielt ab 1876 eine andere Streckenführung. Kosmas Lutz beschreibt die Wandlung in "Der Bau der bayerischen Eisenbahnen rechts des Rheines" 1883 folgendermaßen:

"(...) Die Linie (Süd-Nordbahn) tritt in nordwestlicher Richtung bei der Vorstadt Gostenhof aus dem Nürnberger Bahnhofe und zieht sich längs des Ludwigs-Donau-Main-Kanals, an den Zentralwerkstätten vorüber, zur früheren Fürther Kreuzung und jetzt Doos benannten Station. Von letzterer in nördliche Richtung abgehend, kreuzte sie die Nürnberg-Fürther Bahnlinie im Niveau, übersetzte beim Dorfe Doos die Pegnitz, passierte die Haltestelle Poppenreuth und wurde beinahe parallel mit dem Kanale bis zur Station Eltersdorf hinabgeführt.

Seit dem 1. August 1876 wird die Strecke Fürther Kreuzung – Poppenreuth – Eltersdorf nicht mehr befahren. Die Betriebsstörungen und die geringe Fahrsicherheit, welches das Kreuzen der beiden Bahnlinien im Niveau notwendig zur Folge haben musste, gab Veranlassung, die Süd-Nordbahn zwischen Fürther Kreuzung und Eltersdorf zu verlegen. Nunmehr begleitet sie von Doos ab die Nürnberg – Würzburger Bahnlinie durch die Station Fürth und über die in der Nähe befindliche Rednitzbrücke, zweigt dann in nördlicher Richtung ab, ..."

Der Verkehrsknotenpunkt hatte somit an Bedeutung verloren. Zwar wurden am Dooser Bahnhof noch Freiladegleise verlegt und der Rangierverkehr mit Pferden zwischen Ludwigs- und Staatsbahn auf Dampfloks umgestellt (1862), aber übrig blieb nur eine Umladestation/Kreuzung wie sie nun vielfach in Deutschland zu finden war. Die eingesetzten Rangierloks erhielten eigens einen zweiständigen Lokschuppen nahe der Stadtgrenze. Dieser ist heute noch erhalten und verrottet langsam vor sich hin. (Unverständlich, dass die DB ein eisenbahngeschichtliches Denkmal verfallen lässt, obwohl sie Fürths OB Jung 2006 schriftlich zusicherte zumindest ein Notdach aufbringen zu lassen.)

Im Bereich der ehemaligen Fürther Kreuzung stand bis 1993 noch das Ludwigseisenbahn-Denkmal (heute U-Bahnhof Bärenschanze). Der Bahnsteig Nürnberg-Doos (bis 1991 in Betrieb) wurde im Zuge der derzeit (2010) entstehenden S-Bahnlinie Nürnberg-Forchheim abgerissen. Das Bahnhofsgebäude ist zur Hälfte noch erhalten und wurde zum Hotel umfunktioniert. Auch der Ludwig-Donau-Main-Kanal ist längst verschwunden. Das ehemalige Kanalbett musste hier einer Autobahn weichen, dem Frankenschnellweg.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: FFE, LUE, SLN

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