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Der Nürnberger Hauptmarkt

Der Nürnberger Hauptmarkt im Herzen der Altstadt ist die gute Stube der Stadt. Hier findet jedes Jahr der weltberühmte Nürnberger "Christkindlesmarkt" statt und auch Deutschlands größter Flohmarkt, der "Trempelmarkt", hat auf und um den Platz seine Heimat. Wenn der Hauptmarkt nicht gerade durch eine andere Veranstaltung, wie etwa Spargelmarkt, Altstadt- oder Weinfest, die Besucher anzieht, bieten wochentags die Marktfrauen ihre Waren an.

Die ältesten Bauten auf diesem Platz sind der Schöne Brunnen und die Frauenkirche. Auch Deutschlands älteste Buchhandlung (Korn und Berg) hat am Hauptmarkt ihren Firmensitz.



Vom Herrenmarkt zum Iron Mike Place

Kaum ein anderer Platz in Nürnberg hat im Lauf der Jahrhunderte eine so bewegte Geschichte durchlebt. Bis zum Jahr 1349 war das Areal rund um den Hauptmarkt das Nürnberger Judenviertel. In dieser Zeit stand an der Stelle der Frauenkirche eine Synagoge - diese und viele jüdische Häuser wurden durch das Judenpogrom von 1349 zerstört. Im frühen Mittelalter war der einst sumpfige Platz das natürliche Flussbett der Pegnitz.

So wie heute, war der Hauptmarkt vor allem ein Handelsplatz. Teilbereiche des Platzes wurden bis 1809 nach den hier stattfindenden Sondermärkten benannt (Fischmarkt, Kälbermarkt ...). So wurde auf der Westseite des Platzes (zwischen Sebalduskirche und Fleischbrücke) am 16.04.1560 die Nürnberger Börse eröffnet und der Marktplatz als Herrenmarkt bezeichnet.

1809/10 erhielt der Hauptmarkt, zur Unterscheidung der weniger wichtigen Märkte auf anderen Plätzen der Stadt, seinen heutigen Namen.

Die Nationalsozialisten beseitigten nicht nur den 1902 als Kopie aufgestellten Neptunbrunnen (eine jüdische Stiftung), sondern benannten den Platz auch 1933 in "Adolf-Hitler-Platz" um. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde der Hauptmarkt durch die amerikanischen Streitkräfte, die dort ihre Siegesparade abhielten, am 20.04.1945 kurzfristig in "Iron Mike Place" (Eiserner Michael Platz) umbenannt. Wenige Tage später erfolgte die Rückbenennung in Hauptmarkt. In den letzten Kriegswochen musste der Platz jedoch viel einstecken.

Die gute Stube der Stadt wurde nach den verheerenden Luftangriffen vom 02.01.1945 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Fritz Nadler beschreibt in seinem Tagebuch (Ich sah wie Nürnberg unterging) am darauf folgenden Tag unter der Überschrift "Der Hauptmarkt: Eine Schutthalde" das traurige Bild:

"Ein erschütterndes Bild bietet der Hauptmarkt. Man hat ihn den schönsten Platz Deutschlands genannt. Darauf waren die Nürnberger nicht wenig stolz.
Seit zwei Tagen ist er eine hässliche, trostlose, rauchende und qualmende Schutthalde, ein Trümmerhaufen. Die einst so prächtige Marktkulisse ringsum ist in sich zusammengesunken. Bombensog und Phosphor haben in teuflischem Zusammenspiel alles vernichtet: Das Eisenbach-Haus, das Meiersche Haus, das Schoperhaus, die Kolonnaden, die Handelskammer. Keine Spur von einer Wohnstätte, keine Spur von Leben ist mehr vorhanden. Selbst die Taubenscharen, die im weiten Geviert dieser einst einzigartigen Markt-Silhouette immer und immer wieder so herrliche Ellipsen schlugen, sind verschwunden. Sie haben das Grauen nicht mehr ansehen können. (...) Zerschmettert, zerschlagen, zerfetzt ist die Kirche "Zu unserer lieben Frau". Nur die Betonwand, die die herrliche Westfassade schützt, blieb erhalten. (...) Am Platz reiht sich ein Bombentrichter an den anderen. Achtzehn an der Zahl. Sie sind so tief, daß man ganze Eisenbahnwagen hineinstellen könnte. (...) Ein kleiner Hoffnungsschimmer: aus dem achteckigen hohen Betonpanzer an der nordwestlichen Marktecke lugt immer noch unversehrt und in diesen Tagen verheißungsvoll, die Pyramidenspitze des Schönen Brunnens."

Christian Gottlieb Müller schrieb 1793 über den Nürnberger Hauptmarkt
Unter den Marktplätzen stehet voran der grose oder sogenannte grüne Markt. Letzteren Beynamen trägt er von dem Gemüß, welches von den Gärtnern und benachbarten Landleuten dahin zum Verkauf gebracht wird. Er liegt unterhalb dem Rathaus gegen Mittag, bildet ein groses Viereck, und ist mit einem Springbrunnen gezieret der den Namen des Schönen mit Recht führet. Auf diesem Marktwerden, auserden herrlichen Gartenfrüchten von allen Gattungen, die nahe um die Stadt mit vielem Fleis gebauet werden, auch allerley andere Victualien, als Eyer, Schmalz, Butter, Käse, Geflügel, Wildpret, Krebse, Salzfische etc. verkauft. Er enthält noch auserdem Raum genug, auch die Kräme oder Boutiquen zu Messzeiten zu fassen, welche, da sie nur leicht von Brettern zusammengeschlagen sind, auser dieser Zeit weggenommen werden. Einige Wochen vor Weynachten wird daselbst auch der sogenannte Kindleinsmarkt gehalten. Dieser ist auch eine Art von Jahrmarkt aber nur für Einheimische und bürgerliche Professionisten, welche meistens Quincailleries feil haben.


Auf einer Postkarte von 1900 ist folgender Reim zu lesen:
Auf dem Marktplatz ist es schön,
wo bei Veilchen Zwiebeln stehn,
wo die Düfte weisser Rosen
mich mit Knoblauchsduft umkosen,
wo Madame fein im Glanz
kauft sich eine Sonntagsgans!
Wo so lieb vor allen Dingen,
grunzend junge Ferkel singen.
wo Großreuther Bäuerinen,
alles zum Verkaufe bringen,
was in Nürnberg ist bekannt,
und gebaut im Knoblauchsland.
Wo der Fremde sprachlos höret,
wenn die Hüglerin verschwöret
sich bei Obst, Kraut und Gemüse,
daher send´ich beste Grüsse!


Nachtrag, 06.04.2012

Hauptmarkt wird neu gestaltet

In den vergangenen Jahren ist viel über eine Neu- bzw. Umgestaltung von Haupt- und Obstmarkt diskutiert worden. Im November 2011 lobte die Stadt einen Ideen- und Realisierungswettbewerb aus, der jetzt entschieden ist. Der erste Preis für den Hauptmarkt ging an Schegk Landschaftsarchitekten/Stadtplaner Haimhausen.

Laut Baureferent Wolfgang Baumann wird "der Haupmarkt als großer, selbstbewusster Platz erhalten" bleiben. Die Planer wollen die Pflastersteine erneut nutzen, allerdings kombiniert mit neuen teilgeschliffenen Granitplatten. Diese Platten werden als "Trassen" in Ost-West-Richtung verlegt, sodass für Gehbehinderte oder die Damenwelt mit hohen Absätzen eine leichtere Querung möglich ist. An der Nord- und Südseite sind "felxible" Sitzmöglichkeiten vorgesehen. An der Westseite sieht der Entwurf eine schmale Wasserrinne vor, die durch Leuchtmasten ergänzt wird. Der Taxi-Standort soll in die Waaggasse verlegt werden.

Seitens der Stadt heißt es in einer Pressemitteilung:
"Die Arbeit überzeugt im Realisierungsteil durch eine ruhige, homogene und schlüssige Gestaltung des Hauptmarkts, die auf elegante Art die Topographie berücksichtigt. Die Anbindung des Augustinerhofareals an den Hauptmarkt ist unspektakulär, aber schlüssig. Die Frauenkirche wird durch eine Umrahmung mit Natursteinplatten aus der Platzfläche heraus gehoben, das insgesamt ruhige Erscheinungsbild des Hauptmarkts wird dadurch nicht gestört. (...) Die reduzierte Möblierung wird dem gewünschten Erscheinungsbild der Platzfläche gerecht. Die Idee von flexiblen Sitzbänken ist ein interessanter Vorschlag, der weiterverfolgt werden sollte."

"Eine frühzeitige und breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist der Schlüssel für die Akzeptanz der ausgewählten Arbeiten," so Baumann. Deshalb sind die eingereichten Entwürfe des Wettbewerbs bis zum 22. April 1012 im Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs Nürnberg (ehem. Müller Spielwaren) ausgestellt. Am 22. u. 23. Juni 2012 ist ein zweitägiges "Offenes Büro" vorgesehen, bei dem voraussichtlich die ersten beiden Preisträger (Obst- u. Hauptmarkt) mit den Bürgern diskutieren. Am darauffolgenden Tag (24.06.) findet ein offener, ganztägiger Workshop zur Weiterentwicklung der Entwürfe statt. Die Arbeiten werden am Obstmarkt frühestens im Herbst 2014 beginnen, danach erst folgt der Hauptmarkt.

Der Hauptmarkt wird sein Aussehen also nicht radikal verändern, sondern behutsam umgestaltet. Damit dürften die Hoffnungen einiger Enthusiasten, die den Neptunbrunnen wieder auf dem Hauptmarkt ansiedeln wollten, endgültig zerschlagen sein. Das Bauwerk mit seiner wechselvollen Geschichte war nicht Bestandteil der Ausschreibung. Ebenso wird es, wie von manchen gewümscht, keine Begrünung durch Bäume geben.


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Text: mw
Fotos: Uli Kowatsch, mw
Verwendete Literatur: INU, NZS, SLN
Nachrichten aus dem Rathaus, Nr. 279 v. 02.04.2012: "Wettbewerb zur Neugestaltung des Hauptmarkts / Obstmarkts / der Ostseite Augustinerhof ist entschieden:"


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