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Stadtpark Nürnberg (ehem. Judenbühl)

Der Stadtpark in Nürnberg war bis zur Schaffung des Volksparks Marienberg die größte Parkanlage der Nordstadt. Bereits vor der Anlegung der Grünanlage fand auf dem Platz 1861 das Deutsche Sängerfest sowie das Nürnberger Volksfest statt. Letzteres wurde durch Sigmund Schuckert, als ihm die Serienschaltung gelang, mit zwölf Lampen illuminiert.


Doch lange bevor der heutige Stadtpark seinen volksbelustigten Charakter erhielt, war das Gelände am Maxfeld als Judenbühl bekannt. Das Judenpogrom von 1349 brachte ihm diesen Namen ein. Einzig den "ungläubigen" Juden war es im 14. Jh. gestattet, Geld gegen Zinsen und Pfänder zu verleihen, was zu einem beträchtlichen Wohlstand der jüdischen Gemeinde führte. Neid und Missgunst waren die Folge. Der Rat der Stadt hatte sich bei Kaiser Karl IV. in Prag rückversichert, dass das Judengetto am heutigen Hauptmarkt abgerissen und von Juden "gesäubert" werden konnte. Die Vorbehalte Karls räumte man dahingehend aus, dass an Stelle der Synagoge die Frauenkirche (Unserer Lieben Frauen zu Ehren) entstehen werde und Nürnberg zwei dringend nötige, neue, große Marktplätze erhalten sollte. Kaiser Karl stimmte zu, war aber an einer geregelten Durchführung interessiert.

Viele Juden hatten in weiser Voraussicht die Stadt bereits verlassen und ihr Leben, Hab und Gut in Sicherheit gebracht. Aber die gemeine Volksseele gegenüber den "geschäftstüchtigen Fremdkörpern" kochte und so kam, was Karl eigentlich verhindern wollte. Die verbliebenen Juden die in letzter Minute mit Sack und Pack aus der Stadt zogen, wurden vom aufgebrachten Volk geplündert und regelrecht gelyncht. Die völlig wehrlosen Personen verbrachte man gefesselt zum heutigen Maxfeld wo auf einem riesigen Scheiterhaufen 500 Menschen verbrannt worden sein sollen.

Eine andere, mögliche Variante wie der bereits im 15. Jh. als "Judenpühel" genannte Hügel zu seinem Namen kam: Der Schutt der zerstörten Synygoge sowie der jüdischen Häuser am heutigen Hauptmarkt wurde zur Auffüllung des sumpfigen Geländes vor dem Laufer Tor verwendet. Dies lässt jedoch nicht darauf schließen, dass es keine Judenverbrennungen zu dieser Zeit in Nürnberg gegeben hat und entkräftet nicht die oben beschriebenen (nicht belegten?) Aussagen.

Ein riesiges Spektakel trug sich im Jahr 1787 im heutigen Stadtpark zu. Es war ein Volksfest wie es zu damaliger Zeit kaum zu überbieten war, ein Ereignis das noch lange Zeit für Gesprächsstoff sorgte: Die erste Ballonfahrt über der Reichsstadt Nürnberg, nachzulesen in einem eigenen Kapitel.

Ab 1876 wurde das Areal für die Bayerische Landes-Gewerbe-Industrie- und Kunstausstellung im Jahr 1882 vorbereitet. Das Gelände wurde begrünt, bepflanzt und mit den Ausstellungshallen bebaut, die nach Ende der Veranstaltung wieder abgerissen wurden – einzig das Stadtparkrestaurant war für eine weitere Nutzung vorgesehen. Ab dieser Zeit wurde die Anlage offiziell als Stadtpark ausgewiesen. Dies blieb auch so, nachdem auf dem Gelände 1896 die zweite Landesausstellung abgehalten wurde.

Ein beliebter Treffpunkt war das bereits erwähnte Restaurant mit seinem davorliegenden Rosengarten und den geräumigen Festsälen. Vor dem Ersten Weltkrieg war das Lokal eine der wichtigsten Tagungs- und Versammlungsstätten. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ebenso war der Stadtpark als Denkmalpark ausgelegt. Neben dem Schillerdenkmal befand sich auf dem Areal bis 1944 eine Bronzestatue König Ludwig II. Diese wurde von den Nazis im Rahmen der "Deutschen Metallspende" zu Kriegsmaterial verarbeitet. Ebenfalls verschwunden ist ein Bronzerelief an der ehemaligen Luitpold-Terrasse. Erhalten geblieben sind die beiden mächtigen Marmorvasen, die zum Gedenken an die Sängerfeste 1891 und 1912 aufgestellt wurden. Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten in der Parkanlage ist die Kopie des Neptunbrunnens mit seiner bewegten Geschichte, dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Der ehemals auf dem Gelände gelegene Deumentenhof, ursprünglich im Besitz des Elisabethspitals, wurde 1905 abgerissen. Durch diese Maßnahme vergrößerte sich die Stadtparkfläche hin zur Virchowstraße von 12 auf 19 ha. Ein Gedenkstein erinnert noch an die ehemalige Hofsiedlung.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: NGG, SLN

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