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Arnold & Co. – Modelleisenbahn Spur N

Karl Arnold begann erst relativ spät mit der Herstellung von Spielwaren. Als der 1865 geborene Unternehmer 1906 seine Firma gründete, waren andere Spielzeughersteller schon auf dem Weltmarkt vertreten und die industrielle Massenfertigung war in vollem Gange.


Anfangs stellte man Blechspielzeug her für die sich Karl Arnold Patente eintragen ließ. So gab es beispielsweise Schiffe und Lokomotiven mit Funkenerzeugung. Der Erfolg blieb nicht aus und der Kundenkreis wuchs. Schon 1913 konnten eigene Betriebsanlagen in der Blumenthalstraße bezogen werden, die später in der Deutschherrnstraße erweitert wurden. Der Aufschwung wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh gestoppt. Nach Kriegsende ging man mit zäher Entschlossenheit ans Werk und stellte wieder Dampfschiffe, Feuerräder, feuerspeiende Lokomotiven und andere Funktionsmodelle her, die die Kinderherzen höher schlagen lassen sollten. 1928 arbeiteten bei Arnold 250 Beschäftigte und man hatte bereits in Mühlhausen/Sulz einen Zweigbetrieb errichtet. Die Funkenspielzeuge erfreuten sich weltweit großer Beliebtheit.

Einen erneuten Rückschlag brachte der Zweite Weltkrieg – die Produktionsstätte an der Deutschherrnstraße wurde durch den Bombenhagel in Schutt und Asche gelegt. Glücklicherweise überstand der Zweigbetrieb in Mühlhausen das Inferno einigermaßen, sodass nach Kriegsende ein Neuanfang erleichtert wurde. Man begann mit der Fertigung von Baubeschlägen und im bescheidenen Maß auch mit der Herstellung von zeitgemäßen Spielwaren. Karl Arnold erlebte den Wiederaufbau des Nürnberger Betriebs nicht mehr mit – er starb im Oktober 1946. Bis 1950 war die Firma Arnold aus dem Gröbsten raus und erlebte eine stürmische Aufwärtsentwicklung. Zur Spielwarenmesse im selben Jahr brachte Arnold zwei Luxus-Limousinen heraus – "Primat" und "Format". Der Format war ein Auto mit Uhrfederwerk, der Primat eine ferngesteuerte und ferngelenkte Luxus-Limousine.

Die Sternstunde der Firma Arnold schlug im Jahr 1960. Ganz im Erfindungsreichtum des Firmengründers, stellte man die erste, serienmäßig gefertigte Modelleisenbahn in Spur N vor. Die Weltneuheit war eine Fertiganlage mit Landschaft, Häusern sowie Rollmaterial in Spur N und trug den Namen "Arnold Rapido 200". Anfangs hatten die Spur N Modelle noch den Maßstab 1:200, ab 1962 wurden sie in 1:160 produziert. Diese Spurweite (9 mm) im Maßstab 1:160 erfreute sich schon bald großer Beliebtheit und verbreitete sich schnell, sodass die Modellbahn binnen Kurzen Hauptumsatzträger des Unternehmens wurde. Die Produktpalette dieser kleinen Eisenbahn (der sich dann auch andere Hersteller widmeten) wurde kontinuierlich ausgebaut. 1967 wurde die legendären TEE-Wagen samt passenden Triebkopf E03 vorgestellt. Eine Meisterleistung in dieser Baugröße: Die Oberleitungsbügel waren funktionsfähig.

Das Modellbahnsystem der Firma Arnold wurde immer weiter ausgebaut. 1975 brachte man maßstabsgetreue Lichtsignale mit revolutionärer Lichtleittechnik auf den Markt, gefolgt von einer Drehscheibe in N-Spur. Auch die raffiniert-simple Simplex-Kupplung ist eine Arnold-Erfindung. Der Erfolg dieser stark miniaturisierten Eisenbahn lag sicherlich auch im eigenen, hoch entwickelten Formen- und Werkzeugbau, sowie kompetenten Mitarbeitern. Arnold verfügte auch über eigene Lackier- und Feindruckanlagen. Ebenso produzierte man auch Zulieferteile für die Automobilindustrie, sowie Zubehör für namhafte Firmen der elektronischen und feinmechanischen Industrie, quasi als zweites Standbein.

Bevor Traditionsfirmen wie Trix, LGB oder Fleischmann Konkurs anmelden mussten, bzw. von anderen Modellbahnherstellern übernommen wurden, blieb der Firma Arnold schon viel früher der Gang zum Insolvenzgericht nicht erspart. Im Jahr 1995 gingen die Lichter aus in der Deutschherrnstraße, die Produktion stand still. Böse Zungen behaupten es ist (bildlich gesprochen) nach der alten Weisheit abgelaufen: Der Vater baut auf, der Sohn baut aus, die Enkel setzen es in den Sand. Dies kann der Autor weder be- noch widerlegen. Die Konkursmasse wurde 1997 von der italienischen Rivarossi Gruppe übernommen, dass Nürnberger Firmengebäude verkauft. Rivarossi führte den Betrieb als neu gegründete "Arnold Modelleisenbahn GmbH" am Standort Mühlhausen noch einige Zeit fort, bevor man 2003 selbst Insolvenz anmelden musste. Die Arnold-Produktionsstätte in Mühlhausen wurde bereits 2001 geschlossen. Im Jahr 2004 übernahm Hornby Hobbies Ltd. das Unternehmen bzw. was davon übrig war. Wer im Katalog der Spielwarenmesse 2008 nach dem Traditionsnamen Arnold suchte wurde enttäuscht – verschwunden. Es wird alles unter dem Dach von Hornby abgewickelt – das muss man natürlich erstmal wissen.

Auch am Komplex Blumenthal-/Deutschherrnstraße ist der Firmenschriftzug Arnold längst verschwunden. Das Areal wurde saniert und zum Wohn- und Bürogebäude umfunktioniert. In Nürnberg gibt es seit 2008 keinen einzigen unabhängigen Modellbahnhersteller mehr, allein die Traditionsnamen bleiben erhalten und werden von den Brachengrößen weiter geführt. Aus die Maus!


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DWN, NAF, SLN

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