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C. Balmberger, Münzpräge- & Gravieranstalt, Vereinsabzeichenfabrik

Die Firma C. Balmberger war einst, neben Mitbewerber L. Chr. Lauer, eine führende Münzprägeanstalt. Es wurden aber keine offiziellen Zahlungsmittel geprägt, sondern das früher weit verbreitete sogenannte "Reichskindergeld", also Rechenpfennige bzw. Kinderspielgeld.


Ein schmuckes Backsteingebäude findet man in der Fürther Straße unter der Hausnummer 199. Es ist ein frisch renoviertes Relikt des ehemals industriell geprägten Straßenzugs und beherbergt heute die Filiale einer Bäckerei samt Café. Nur der restaurierte Schriftzug "C. Balmberger Münz-Prägeanstalt Vereinsabzeichenfabrik" erinnert noch an den einst traditionsreichen Betrieb.

In dem zweigeschossigen Vordergebäude war früher die "Fabrik für dynamoelektrische Maschinen und Apparate Soldan & Co." ansässig. 1882 zog Conrad Balmberger in das Anwesen ein und etablierte dort seine "Münzpräge- & Graviranstalt C. Balmberger". Die Firma Balmberger existierte aber schon vorher, da sie nachweislich bereits 1871 Medaillen prägte, wie es Günter Aschoff in seinem Buch (s. unten) ausführt. Der Firmengründer spezialisierte sich nun auf die Herstellung von Spielmarken für Brett- und Würfelspiele, sowie Kinderspielgeld für Kaufläden und Kinderpost, welches seinerzeit sehr populär war. Der Durchmesser der Münzen betrug meist 12,5 mm. Ein weiteres Produktionsmerkmal war ein gekrönter Adler mit Schleife auf der Rückseite, der wiederum ein Schild mit Adler trug.

Es wurden auch Serien in anderen Landeswährungen aufgelegt. Balmberger war in diesem Segment, neben der Firma L. Chr. Lauer, einer der führenden Produzenten. Auch Werbeartikel wie Schuhlöffel, die mit individuell graviertem Schriftzug versehen werden konnten, hatte der Betrieb im Programm.

Nachdem 1886 der Sohn des Firmengründers, Friedrich Balmberger, die Firma übernommen hatte, kaufte dieser die Produktionsstätte in der Fürther Straße. Zu dieser Zeit war der Straßenzug nur spärlich bebaut, jedoch schnaufte mehrmals täglich die Ludwigseisenbahn vorbei. Auch bei Balmberger wurde mit Dampfkraft und Transmission fabriziert. In der Nachbarschaft siedelten sich in den folgenden Jahren weitere Firmen an. So bezogen die Hercules-Werke ihre neue stattliche Fabrik unter der Hausnummer 191-193 im Jahr 1895. Zwei Jahre später begann man bei Triumph, schräg gegenüber (Fürther Straße 212), in einem Fabrikneubau mit der Fabrikation von Fahrrädern.

Die Firma florierte. In der Zeitschrift "Kunst- und Gewerbefreund" von 1897 wird berichtet das bei Balmberger täglich etwa 8.000 Medaillen, Festmünzen und Wallfahrtsmarken, sowie 80.000 Bier-, Garderoben-, Zahl- und Spielmarken hergestellt werden. Da um die Jahrhundertwende ca. 1.800 Vereine in Nürnberg existierten, war auch die Herstellung von Vereinsabzeichen ein lukrativer Sektor. Dieser Zweig stagnierte nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, die das Vereinswesen gleichschalteten bzw. auflösten. Dafür "durften" Reichsparteitags-Gedenkmünzen hergestellt werden. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs musste auch bei Balmberger auf Rüstungsproduktion umgestellt werden.

Nachdem das Gebäude während des Zweiten Weltkriegs erheblich beschädigt wurde, konnte die Firma die Produktion erst gegen Ende der 1940er Jahre wieder aufnehmen. Hergestellt wurden neben Produkten aus den Vorkriegsjahren auch Sammlermedaillen und Sondermünzen. Die Firma wurde wohl aus Altersgründen 1968 an den Architekten Horst Streubert verkauft. Zu dieser Zeit prägte man auch Medaillen und Münzen aus Edelmetall. Wahrscheinlich war Anfang der 1970er Jahre die Zeit des Kindergeldes vorbei, da in der betagten Betriebsstätte ab 1972 auf die Fabrikation von Heizungs- und Sanitärartikel umgestellt wurde.

1980 kam das endgültige Aus für die veraltete Fabrik. Das Anwesen ging in den Besitz des Quelle-Konzerns über. Die Quelle nutzte das Gebäude zeitweise als Lager, jedoch gammelte das Anwesen die folgenden 20 Jahre vor sich hin. Im Jahr 2000 übernahm die einstige Konkurrenzfirma L. Chr. Lauer viele Stanzwerkzeuge und alte Maschinen. Diese Firma, heute in Röthenbach a. d. Pegnitz ansässig, hat weiterhin Marken und Medaillen im Produktsortiment.

Heute (2012) ist der einstige Firmensitz ein schmuckes Häuschen, die sich nach hinten anschließenden Produktionsstätten sind längst abgerissen, dort befindet sich jetzt ein Supermarkt. Nach einer Komplettsanierung des Vordergebäudes ist hier jetzt die Filiale einer Bäckerei nebst Café ansässig. Auch der Schriftzug "C. Balmberger Münz-Prägeanstalt Vereinsabzeichenfabrik" erstrahlt in neuem Glanz.
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Balmberger, Westansicht
Balmberger, Westansicht
Balmberger, Restaurierter Schriftzug
Balmberger, Restaurierter Schriftzug
Balmberger, Ostansicht
Balmberger,
Ostansicht


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: "Zur Geschichte der Fürther Straße" , Regine Franzke u. Matthias Murko in: Eisenbahn in Bayern 1835-2010 (s. Lit. EIB)
"Die Firma Balmberger" von Günter Aschoff in: Deutsches Kinderspielgeld; Ein numismatisches Randgebiet. (Seite 13 ff), H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf, 2009, ISBN 978-3-86646-817-7

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