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Strenco Modellspielzeuge

"Strenco Modellspielzeuge. Mit der naturgetreuen Linie und feinen Note." So warb die Nürnberger Firma Streng & Co. in den 1950er Jahren für ihre Produkte. Firmenchef Ludwig Streng produzierte vor dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich Gebrauchsgegenstände aus Hartplastik, Spritzguss und Blech. So waren beispielsweise Kalenderständer, Brillenetuis und Schirmgriffe im Sortiment.


Erst 1954 begann Ludwig Streng mit der Spielzeugproduktion, nachdem er die Firma Hörndlein aufgekauft hatte. Hörndlein produzierte zwischen 1932 und 1940 Modellautos und Puppenküchenzubehör. Materialbestände, Maschinen und Formen wurden nach der Übernahme in den Strenco-Firmensitz in der Hessestraße 13 verbracht. Aus den Restbeständen, sowie zugekauften Artikeln andere Hersteller baute Ludwig Streng ein umfangreiches Sortiment auf, das 1955 auf der Spielwarenmesse präsentiert wurde.

Strenco konzentrierte sich ab dieser Zeit ausschließlich auf Produktion und Vertrieb von Patent- und Modellspielwaren. Ein von der Firma Georg Köhler zugekaufter, uhrwerkbetriebener Blechroboter trug die Artikelnummer 1. Dieser Roboter, heute ein begehrtes Sammlerobjekt, konnte Funken sprühend geradeaus laufen. Auf der Spielwarenmesse 1956 wurde die gleiche Figur unter der Artikelnummer 1/2 mit einem voran gebauten Schiebewagen vorgestellt. Der Clou jedoch war eine Fernsteuerung (Nr. 1/1) mit der man den Roboter mittels Bowdenzug in alle Richtungen lenken konnte. Der Roboterwagen war unter Bestellnummer 2 auch ohne Antrieb erhältlich. Ein solches Exemplar wurde 1996 bei Sotheby´s für 4025 Dollar versteigert.

Das Strenco-Sortiment wurde im Lauf der Jahre immer umfangreicher. Es kamen Nutzfahrzeuge und bewegliche Tierfiguren auf den Markt, wie etwa der (von Köhler hergestellte) Gestiefelte Kater mit Uhrwerkantrieb (1957, Nr. 200). Beim Expresswagen, ein Transportgerät wie es früher auf Bahnhöfen üblich war, dreht sich der Fahrer in die jeweilige Fahrtrichtung. Dieses Gefährt wurde wie der Roboterwagen aus Restbeständen der Firma Hörndlein gefertigt.

Sehr beliebt waren auch die Nutzfahrzeuge, Bagger und Kräne, mit Funktionsweisen nach dem Vorbild. Der Kombikran (ST 207) entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Durch einen patentierten Mechanismus wurden Krankanzel und Kranarm mittels Schneckenantrieb bedient. Ferner konnten die Arbeitsgeräte ausgetauscht werden. So ließ sich das Modell vom Schaufel- zum Haken-, Magnet- oder Krallenkran umrüsten. Auch der 1956 erschienene Kranbaukasten (ST 240) war ein flexibles Spielgerät. Man konnte ihn wahlweise als Hochkran oder Kran auf Rädern zusammenbauen.

Im Gegensatz zu anderen Herstellern stieg Strenco schon früh auf Mischbauweise aus Blech und Weichplastik um, wie beispielsweise beim 1955 vorgestellten Auto-Kipper ST 101, dessen Unterbau aus lackiertem Blech, Kippmulde, Motor sowie Fahrerfigur aus Kunststoff bestanden. Da diese robusten Modelle sandkastentauglich waren, trugen sie wesentlich zum Erfolg der Firma bei. Durch geschickte Werbemaßnahmen konnte Streng Umsatz und Export steigern. Etwa 60 Prozent der Produktion ging ins Ausland.

Ein bombensicheres Geschäft versprach sich Ludwig Streng von den 1958/59 erschienenen Raketentransportern mit der Nummer 1100 bzw. 1105. Beim harmloseren Modell mit der Nummer 1100 wurde die Rakete, nach Ausrichtung der Startrampe, mittels Feder abgeschossen. Weitaus spektakulärer präsentierte sich das Modell 1105, dass zum Spielen im Freien gedacht war. Angetrieben durch einen Karbidtreibsatz konnte die Rakete auf eine Höhe von 100 Metern katapultiert werden (damaliger Einkaufspreis DM 14,95). Aus Sicherheitsgründen durfte dieses Produkt nie in Serie gehen. In den folgenden Jahren erschienen weitere Raketentransporter wie der des Höhenflugzeugs X15 (Nr. 1151, 1959). Der im selben Jahr vorgestellte ST 1102 besaß zwei Abschussrampen die mit Raketen bestückt waren – zur Sicherheit wurden die Flugkörper mit Moosgummispitze ausgerüstet. Ergänzt wurde das Sortiment durch einen Raketenabschleppwagen mit einem 33 Zentimeter langen Hebearm.

Anfang der 60er Jahre hielt die Raumfahrt Einzug bei Strenco. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse wurde 1962 der Weltraumbahnhof Cape Canaveral präsentiert. Artikelnummer 3001 besaß einen elektrischen Antrieb der Montagebühne sowie rote und grüne Signalleuchten. Bei Rot war der Montageturm zurückgekurbelt, die Rakete war abschussbereit. Selbes Produkt wurde unter Artikelnummer 3000 ohne Antrieb und Beleuchtung ausgeliefert. Im Prospekt wurde Cap Canaveral in vier Sprachen so angepriesen:

"Eine stationäre Raketen-Abschußbasis mit Montageturm und automatisch laufender Montagebühne. Die Rakete mit Schaumgummispitze (daher gefahrlos) und Federantrieb wird auf das Abschussrohr aufgesteckt, wobei keine der Signallampen aufleuchten darf. Der Montageturm wird durch Kurbeldrehung an die Rakete herangeführt, die Montagebühne fährt automatisch zur Raketenspitze, die grüne Montagelampe leuchtet auf. Die Rakete ist nun klar zum Start, der Turm wird zurückgekurbelt, das grüne Licht erlischt, der Aufzug senkt sich zur Erde. Ein rotes Signallicht zeigt, daß nun der Start der Raumrakete erfolgt."

Doch der Markt wurde härter und Kunststoff hielt in der Spielzeugproduktion immer mehr Einzug. Um im Wettbewerb zu bestehen, ging Strenco 1963 mit der Firma Gescha (GEBrüder SCHmid a) eine Vertriebs- und Werbepartnerschaft ein. Nachdem der kaufmännische Kopf Geschas, Ludwig Schmid, bereits 1955 verstorben war, konnte Max Schmid den Betrieb noch bis 1965 aufrecht erhalten. In diesem Jahr verkaufte er das Unternehmen an Ludwig Streng, der damit seine Angebotspalette beträchtlich erweiterte. Strenco entwickelte die Gescha-Produkte aber nicht weiter, hauptsächlich wurden Lagerbestände abverkauft.

Ludwig Streng spürte Mitte der 1960er Jahre die zunehmende Konkurrenz und den ständig steigenden Preisdruck. Er reagierte darauf aber nicht mit revolutionären Neuheiten, sondern vereinfachte seine bestehenden Modelle. Dieses "Abspecken" senkte zwar die Kosten, ließ aber die Qualität stark in den Hintergrund treten. In Sammlerkreisen ist heute auch von verfehlter Modellpolitik die Rede. Nach 1967 gab es keine Strenco-Neuheiten mehr. Unter den zuletzt vorgestellten Produkten befand sich ein ferngesteuerter Porsche "Carrera 6", ein Maserati sowie drei Feuerwehrfahrzeuge. Von dem einst so umfangreichen Sortiment Gescha/Strenco blieben 1970 nur noch elf Artikel übrig. 1971 wurde die Firma vom bisherigen Zulieferer Conrad übernommen. Diese Firma existiert noch heute und ist einer der führenden Hersteller von Zinkspritzgussmodellen für Nutzfahrzeuge und Baumaschinen. Gescha oder Strenco-Produkte gehören nicht mehr zum Produktionsprogramm.

Und so endet die Geschichte der einst so renommierten Traditionsfirma. Fast!!! Wäre da nicht ein enthusiastischer Spielwarenhändler aus Carlsberg, mit einer besonderen Vorliebe für Roboter.

ST-1 lebt!

Volker F. Strauss, Inhaber der Firma Strausstoys, lässt Strenco, 50 Jahre nachdem Ludwig Streng in die Spielzeugproduktion eingestiegen war, wieder aufleben. Zur Internationalen Spielwarenmesse 2004 präsentierte der Unternehmer in Nürnberg einen goldenen Jubiläumsroboter – den exakten Nachbau des legendären ST-1. Inzwischen gibt es den Androiden in limitierter Auflage (100 Stück) auch in Rot/Silber/Chrom, hergestellt für Mitglieder eines Internet-Forums, in dem sich eine weltweit verstreute Sammlergemeinschaft austauscht. Auch der ST-1 mit Schiebewagen soll als ST-3 demnächst wieder erhältlich sein.

Aber damit nicht genug, dem kleinen Maschinenmensch wurde unlängst ein großer Bruder zur Seite gestellt: Der ST-2. Ein eigens von Strausstoys entwickelter, dampfgetriebener Roboter der Sammler in aller Welt begeistert. Man darf gespannt sein, mit welchen Produkten uns Strenco in den nächsten Jahren noch überraschen wird.


Homepage: Strenco

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Strenco ST-1
Strenco ST-1
Strenco ST-1
Strenco ST-1
Strenco ST-1
Strenco ST-1
Strenco ST-2
Strenco ST-2
Strenco ST-2
Strenco ST-2
Strenco ST-2
Strenco ST-2
Spacepatrol R-10
Spacepatrol R-10

Spacepatrol R-10Spacepatrol R-10
Strenco ST-3
Strenco ST-3
(Handmuster)

Strenco ST-3
Strenco ST-3
(Handmuster)


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Text: mw
Fotos: mw
Verwendete Literatur: GSP

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