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Technofix – Gebrüder Einfalt

Unter dem Markennamen Technofix stellten die Gebr. Einfalt ab 1922 Spielwaren her, die heute bei Liebhabern sehr gefragt sind. Obwohl die Firma 1978 geschlossen wurde, gibt es gegenwärtig noch Blechspielzeug die mit Original-Technofix-Werkzeugen gefertigt werden. Spielsachen aus der Vorkriegsproduktion erzielen bei Auktionen nicht selten Preise von über 1.000 USD.
Georg Einfalt wurde am 2. Dezember 1893 in Nürnberg geboren. Bei seinem Onkel, dem Spielwarenfabrikanten Johann Distler, absolvierte er ab 1907 eine Lehre als Werkzeugmacher. Nach Abschluss der Lehrzeit besuchte Georg 1910/12 Abendkurse auf der Baugewerbeschule. Ferner vertiefte er sein Können durch Tätigkeiten bei verschiedenen Firmen der Spielzeugbranche. Nach seinem Kriegsdienst an der Westfront, kehrte er in die Blechspielwarenfabrik seines Onkels zurück.

In den Jahren 1919/20 entwickelte Georg Einfalt in seiner Freizeit Spielzeugartikel und legte damit sozusagen den Grundstein für das spätere Unternehmen. 1922 war es dann soweit, gemeinsam mit seinem Bruder Johann gründete Georg die Gebrüder Einfalt GmbH. Als Teilhaber trat Herr Heussinger ein, dessen Anteile nach seinem Tod 1925 von Ernst Pretzfelder übernommen wurden. Johann Einfalt verließ das Unternehmen bereits 1928. In den Anfangsjahren wurden hauptsächlich Gros- und Zugabeartikel hergestellt. Der Markenname Technofix taucht erstmals 1926 auf, als der Kosmos-Baukasten auf den Markt kam.

Die schwierigen Zeiten in der Gründungsphase konnten gemeistert werden, weil Georg Einfalt seine patentrechtlich geschützten Entwicklungen, der Firma kostenlos überließ. Die kaufmännische Leitung hatte Helene Betz inne, die später auch Prokura erhielt und bis zu ihrem Ruhestand (1958) bei Technofix beschäftigt war. Nachdem die Spielwaren der Gebr. Einfalt immer raffinierter wurden, nahm man ab 1930 auch die Fabrikation eigener Uhrwerke auf. Diese waren, dank Eigenentwicklung, robust und langlebig. (Deswegen sind heute wahrscheinlich viele Produkte in funktionsfähigen Zustand erhalten.) Durch gestiegene Absatzzahlen musste man später aber zusätzliche Antriebe bei der Firma Bühler zukaufen.

Den Erfolg der technischen Spielwaren verdankt Technofix vor allem dem Erfindungsreichtum von Georg und seinem Sohn Alfred Einfalt, sowie Fritz Lober, einem versierten Mustermacher. Auch der firmeneigene Formenbau trug zum Aufschwung des Betriebes bei. Nur wenn Neuheiten gleichzeitig auf den Markt kommen sollten, stieß man bei Technofix an Kapazitätsgrenzen, Aufträge mussten dann außer Haus vergeben werden. Wichtige Märkte waren die USA, Kanada, Holland, Belgien, Schweiz und Italien. Fast 80 Prozent der gesamten Produktion wurden in diese Länder exportiert.

Während der Naziherrschaft verließ Ernst Pretzfelder in weiser Voraussicht nicht nur den Betrieb, er wanderte 1938 auch nach Amerika aus und lebte dort bis zu seinem Tod 1955 unter dem Namen Ernest Fields. Georg Einfalt hatte sich nach längeren Verhandlungen mit Pretzfelder geeinigt und diesen ausbezahlt.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs musste auch bei Technofix auf Kriegsgüterproduktion umgestellt werden, da sonst die Beschlagnahmung der Maschinen gedroht hätte. Gefertigt wurden in dieser Zeit Filter für Gasmasken. Nach Kriegsende durfte der Firmeninhaber den Betrieb vorerst nicht leiten, er wurde erst Mitte 1946 rehabilitiert. Helene Betz, zu dieser Zeit Prokuristin, lenkte gemeinsam mit Georgs Sohn Johann, bis zu seinem Wiedereintritt die Geschicke des Unternehmens. Neben Spielwaren stellte man 1945 auch Alltagsgegenstände wie Wärmeflaschen, Pfännchen oder Kasserollen her. Die gefertigten Spielzeuge waren ausschließlich für die Besatzer bestimmt – Abnehmer war das "Hdqs. Third U.S. Army Exchange Service, Procurement Officer Munich".

Auch Georgs zweiter Sohn, Alfred, arbeitete im väterlichen Betrieb. Er hatte Werkzeugmacher gelernt und sein Wissen an der Fachschule vervollständigt. Nachdem er 1947 aus der Gefangenschaft zurückkehrte, waren in der Nachkriegszeit drei Einfalts bei Technofix tätig. Auch Ernest Fields wurde nach 1946 wieder in seine Rechte eingesetzt. Er reiste zweimal jährlich aus Amerika in die Noris, um sich um die Belange der Firma zu kümmern.

In der Wirtschaftswunder-Zeit wurde der Betrieb in der Austraße 70 zu klein. Auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal in der Zweigstraße 11/13 entstand ab 1958 eine neue Firmenzentrale mit Produktionshalle, Lager und Verwaltung. Zirka 100 Mitarbeiter waren im Unternehmen beschäftigt, das einst zu den größten Spielzeugherstellern Nürnbergs zählte. Die Lithographien der Blechspielwaren wurden vor dem Krieg von der Nürnberger Firma Rebhahn gefertigt, nach dem Krieg arbeitete man auch mit der Fa. Georg Meier aus Leichendorf zusammen. Die Verpackungen ließ Technofix bei der Firma Weiersmüller fertigen. Als der Kunststoff Einzug in die Spielwarenproduktion hielt produzierte man auch mit diesem Material, anfangs meist in Mischbauweise. Auch Tiefziehfolie fand später bei den Gelände- und Spielbahnen Verwendung.

Nach dem Tod Georg Einfalts (1953) und dem Ableben Ernest Fields (1955) waren die Söhne des Firmengründers Alleininhaber von Technofix. Alfred leitete den technischen, und Johann den kaufmännischen Bereich. Nachdem sein Bruder Johann im Januar 1974 verstarb, führte Alfred Einfalt die Firma bis 1978, gemeinsam mit langjährigen Mitarbeitern. In diesem Jahr setzte er sich zur Ruhe. Allerdings wurden zwischen 1972 und 1978 nur noch 18 Neuheiten auf den Markt gebracht. Ein Großteil der Maschinen wurde an die Mechaniker-Innung Mittelfranken verkauft. Alfred Einfalt verstarb im Oktober 1991.

Wie eingangs erwähnt, findet man noch heute Technofix-Spielzeug aus Neuproduktion, allerdings mit anderem Litho. Warum ist das so? Nun, Technofix verkaufte ab und an Werkzeuge von Artikeln die nicht weiter geführt wurden an den Unternehmer Max Moschkowitz. Dieser ließ die Produkte, mit neuem Litho, in Ungarn, Russland oder Tschechien weiter produzieren. Nachdem dieser seinen Betrieb 1971 aufgab, verblieben die Formen im Ausland. Die dortigen Firmen indes stellten weiterhin Auto-, Rangier- oder Achterbahnen damit her.


Technofix-Spielwaren

Alle Produkte hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Deshalb seien hier auszugsweise ein paar besonders schöne bzw. raffinierte Entwicklungen genannt, deren Preise dementsprechend hoch sind. Das erste Produkt das 1922 die Austraße verließ, ein Fliegerspiel, bekam die Nummer 100. Bis zur Schließung der Fabrik wurden über 250 verschiedene Produkte auf den Markt gebracht.

Natürlich lehnte man sich auch an Produkte der Konkurrenz an. So entstand 1929 ein Taucher (Nr. 179) den die Bing-Werke zuerst im Programm hatten. Ein früheres Produkt, der Käfer mit Uhrwerk (Nr. 107), erzielte 2009 bei einem Internetauktionshaus knapp 700 Euro. Allerdings muss man bei solchen Versteigerungen Vorsicht walten lassen, da die frühen Erzeugnisse nicht durchgängig gemarkt waren. Manche tragen aber die Kürzel G. E. oder G.E.N.

Neben Flugzeugen, Raketen, Motorrädern oder Hubschraubern sind besonders die verschiedenen Bahnen sehr beliebt. Die Achterbahn "Toboggan" (Nr. 290) aus dem Jahr 1958 entwickelte sich zum Dauerbrenner. Sie blieb bis zur Firmenschließung im Programm. 1959 betrug der Einkaufspreis für Händler 7,00 DM (mit einem Wagen). In unbespielten Zustand mit Originalkarton werden heutzutage Preise um 100-150 Euro erzielt.

Die Mondbahn (Nr. 262, 1951) wechselt meist für 700-900 Euro den Besitzer. Besonders beliebt ist auch die "Geisterbahn" (Nr. 246) von 1948 und die mechanische "Tower Bridge" (Nr. 277, 1954) die im Händler-EK (1959) 8,50 DM kostete. Heute muss man für ein gut erhaltenes Exemplar bis zu 800 Euro auf den Tisch legen.

Eines haben alle Artikel gemein. Für Liebhaber und Sammler haben sie nichts an Faszination verloren. Vor allem die Bahnen der Nachkriegszeit mit ihrem teils futuristischen Litho sind beliebte Sammlerobjekte.

Artikel aus der Schlussphase wie "Bäng Bäng Bill" (Nr. 345), ein Spielzeug-Schießstand, oder die Multi Flipper (Nr. 353, drei versch. Varianten) werden meist um oder unter 50,00 Euro angeboten.

Die oben erwähnten Neu-Produktionen aus Tschechien oder Russland sind da weitaus günstiger zu haben. Artikel die der Rangierbahn (Nr. 275) ähneln, bekommt man auf Märkten oder Börsen bereits für um die 20,00-30,00 Euro.

Wer sich mehr in die Welt von Technofix einarbeiten möchte, dem sei das Buch von Dieter Warnecke empfohlen:
Technofix – Die Geschichte der Gebrüder Einfalt.
VVA GmbH/Wesel Kommunikation,
Dr.-Rudolf-Eberle-Straße 15,
76534 Baden-Baden,
2. Auflage 2006 (ohne ISBN).
Neben vielen Original-Katalog-Abbildungen und Preislisten sind darin auch Anhalts-/Sammlerpreise für unbespielte Artikel im Originalkarton enthalten.

P.S. Seit 1979 ist in den ehemaligen Technofix-Fabrikräumen in der Austraße 70 das Gostner Hoftheater ansässig.

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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: SLN, TFX

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