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Die Katharinenmühle

Die Katharinenmühle lag einstmals gegenüber der Vorderen Insel Schütt, am südlichen Pegnitzufer auf dem Lorenzer Festland (Wespennest 1). Obwohl die Mühle im Zweiten Weltkrieg nur teilweise zerstört wurde, und Stimmen laut wurden die Anlage als Zeugnis der frühen Industriearchitektur wieder aufzubauen, wurde sie im Zuge der notwendigen "Hochwasserfreilegung der Stadt Nürnberg" abgerissen.


Wann die Mühle erbaut wurde ist nicht bekannt, ihre erste urkundliche Erwähnung ist auf den 31. Juli 1318 datiert. Die Gründung der Katharinenmühle nahe des Katharinenklosters erfolgte nicht, wie man vermuten könnte, durch die Dominikanerinnen. Es wird angenommen das Crafft Lang die Mühlenanlage, sowie die Kirche des Katharinenklosters gestiftet hat. Der Gönner übergab seine Erbgerechtigkeit an den Burggrafen Friedrich IV., der wiederum schenkte sie 1318 "frei und ledig" dem Kloster.

Die Klosterfrauen betrieben die Katharinenmühle aber nicht selbst, sondern beschränkten sich auf die Einnahme der Abgaben. Ihnen war ja ohnehin untersagt die klösterliche Abgeschiedenheit zu verlassen. Einzig zum Wasserholen durften sie, durch das Haus des Müllers, an das Pegnitzufer.

Bis 1380 lag die Mühle noch außerhalb der (vorletzten) Stadtbefestigung. Erst als diese niedergelegt und durch den letzten Mauerring ersetzt wurde, genoss auch die Katharinenmühle, sowie die gegenüber liegende Schleifmühle auf der Insel Schütt den innerstädtischen Schutz.

Heinz Coburger oder Coberger kaufte, nachdem er kurz zuvor schon die Schleifmühle auf der Insel Schütt erwarb, die Katharinenmühle 1448 von Hans Müller und Hans Oertel. Die Coburgers/Cobergers behielten die Mühle über Generationen im Familienbesitz.

Nachdem 1620 das Katherinenkloster aufgelöst wurde, kam die Katharinenmühle unter die Verwaltung des Heilig-Geist-Spitals – dadurch erhielt sie auch ihren zweiten Namen: Spitalmühle. Von den sechs Mühlrädern diente eines als Schleifrad, ein Zweites wurde von den Rotschmiedsdrechslern der nahe gelegenen Sandmühle genutzt. Als die Cobergersche Schleifmühle auf der Insel Schütt 1784 durch ein Hochwasser zerstört wurde, baute man sie nicht wieder auf.

Nach Beendigung der Ära Coburger/Coberger wechselten die Müller zu Beginn des 19. Jahrhunderts des Öfteren und die Rotschmiedsdrechsler wurden von den Glasschleifern abgelöst. Entscheidendes in der Geschichte der Mühle ereignete sich im Jahr 1846. David Wiß, Besitzer einer Nadelfabrik und türkischer Konsul, erwarb das Anwesen und ließ es komplett abreißen. An Stelle des mittelalterlichen Fachwerkhauses entstand 1847/48 unter Stadtbaurat Bernhard Solger, ein zweckmäßiges, vierstöckiges Fabrikgebäude aus Sandsteinquadern mit fünf Zinnen am westlichen Giebel. Die acht unterschlächtigen Wasserräder ließ Wiß, ganz im Zeichen moderner Zeiten, durch zwei Turbinen ersetzen. Der Konsul muss sehr vermögend gewesen sein, da er zu dieser Zeit bereits die Rosenau besaß, welche der Unternehmer zum Vergnügungspark umbauen ließ.

Wiß wollte den Mahlbetrieb in der Katharinenmühle einstellen, um die ganze Anlage für seine Nadelfabrikation zu nutzen, was jedoch am Einspruch der Nürnberger Bäcker und Mehlhändler scheiterte. Dies belegt, dass trotz allen technischen Fortschritts Mitte des 19. Jahrhunderts, die Mahlmühlen immer noch ein wichtiger Bestandteil zur Versorgung der Bevölkerung waren. David Wiß hatte die Anlage bereits in eine Kunstmühle nach englisch-amerikanischen Vorbild verwandelt, als sie 1874 in den Besitz des spanischen Konsuls Friedrich Knapp überging.

Die Katharinenmühle, für Nürnberger Verhältnisse eher klein, leistete trotz der Umrüstung auf Turbinen lediglich 20 bis 30 PS, obwohl das Leergerinne bereits neben die Turbinenkammer verlegt wurde, um eine zusätzliche, seitliche Wasserzufuhr zu ermöglichen. Diese Leistung war dem neuen Besitzer jedoch zu gering, sodass Knapp in den Jahren 1887/88 versuchte eine Dampfmaschine errichten zu lassen. Doch seine Baupläne wurden nicht genehmigt, ebenso scheiterte er mit dem Ansinnen eine Metallwarenfabrik zu etablieren. Da Knapp die Anlage nicht nach seinen Vorstellungen modernisieren durfte, verkaufte er die Katharinenmühle 1895 an die Müllerfamilie Lehner, die bereits eine Kunstmühle betrieb. Doch auch den Lehners war kein längerfristiges Glück beschieden, das große Mühlensterben hatte längst begonnen. (Zwischen 1873 und 1928 mussten zwölf Nürnberger Mahlmühlen ihren Betrieb einstellen.)

Mühlen waren eben in der blühenden, fränkischen Industriemetropole nicht mehr zeitgemäß. Es bestand mehr Bedarf an Werkstatt- und Geschäftsräumen in der Innenstadt. Wie schon in der Schwabenmühle praktiziert, wurde auch diese Mühlenanlage anderweitig genutzt. Im Jahr 1897 zog der Schnupftabakfabrikant Blankmeister in das Anwesen ein, der auch ein Verkaufskontor für Spirituskocher unterhielt. Ab 1902 war eine Firma für Metalldruckwaren dort ansässig, gefolgt von einer Buch- und Steindruckerei ab 1909.

Die Stadt Nürnberg erwarb schließlich 1912 das zentral gelegene Gebäude. Man war aber nicht an einer Mühlennutzung interessiert, sondern lediglich am Bauwerk. Der Mahlbetrieb wurde also endgültig eingestellt. Der letzte Obermüller auf der Anlage, Ludwig Guckenberger, betrieb dort ab 1913 einen Kolonialwarenladen. Auch der Rest des Anwesens wurde in Ladengeschäfte bzw. Laden-Werkstätten, sowie in den oberen Stockwerken zu Wohnraum umgewandelt.

Zwar wurde jetzt nicht mehr gemahlen, aber die Nutzung der Wasserkraft wollte man dennoch nicht aufgeben. Die Stadt ließ 1914/15 Triebwerksteile und das Turbinenhaus sanieren. Eine Kompletterneuerung des Turbinenwerks erfolgte im Jahr 1926. Die beiden von Wiß installierten Turbinen wurden durch eine einzige der Firma Fritz Neumeyer AG ersetzt. Über 50 Prozent mehr Leistung konnte somit erreicht werden, was dann etwa einer Stärke von 47 PS entsprach. In der Mühle wurden jetzt Futtermittel für die Tiere des Schlachthofs gepresst. Doch für diese Nutzungsart war der Unterhalt der Turbine zu kostspielig. Die Vereisung im Winter, die Verstopfung durch Sand, Laub und Unrat verursachten zu hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten.

Schließlich richtete man 1937 ein Wohnheim in der Katharinenmühle ein, welches auch nicht lange Bestand hatte. Bereits 1938 entschloss sich die Stadt zu einem erneuten Umbau. Das Anwesen wurde zum Bürogebäude für das Gesundheitsamt umgestaltet. Die Nazis ließen die vom jüdischen Bauherrn, David Wiß, angebrachten Zinnen am Giebel entfernen. Das endgültige Aus für das Mühlengebäude erledigten die Fliegerbomben am 2. Januar 1945.

Der geplanten Hochwasserfreilegung stand das Bauwerk ohnehin im Weg, obwohl Teile der Mühle noch stehen geblieben waren und Stimmen laut wurden, die Katharinenmühle als Zeugnis früher Industriearchitektur wieder aufzubauen. In den Plänen der Stadt war dies jedoch nicht vorgesehen. Der letzte Eintrag im Wasserbuch lautet:
"Die Stauanlage wurde gemäß Verfügung vom 23.12.1958 im Rahmen der Hochwasserfreilegung BA X beseitigt. 29. Oktober 1968, Hauptbauamt für Tiefbauwesen."


27.04.2009

Kehrt ein bisschen Mühlenromantik an die Pegnitz zurück?

Wie am 15. April 2009 in den Nürnberger Nachrichten zu lesen war, plant die Agendagruppe "Energie und Klima" ein Projekt namens "Bürger-Wasserkraftwerk-Katharinenmühle". Die Wasserkraft der Pegnitz soll zur Stromerzeugung genutzt werden, so wie es bereits in Hammer oder am Wöhrder Talübergang geschieht.

Die Wasserschöpfräder an der Satzinger Mühle und im Pegnitztal West sind zwar schön anzusehen, aber "richtige" Mühlräder haben ein anderes Kaliber. Das geplante Wasserkraftrad soll einen Durchmesser von 6,50 Metern, bei einer Breite von 4,50 Metern, haben. Da sich am Katharinenwehr oberhalb des Schuldturms, bei einer Fallhöhe von 95 Zentimetern, ca. 4.000 Liter Wasser pro Sekunde "in die Tiefe stürzen", ließe sich, laut NN, so eine Leistung von 40 Kilowatt produzieren.

Die Initiative startet jetzt einen Werbefeldzug und sucht auch Sponsoren. Die ersten Reaktionen für das Projekt waren positiv, ob das Wasserwirtschaftsamt zustimmt bleibt abzuwarten.

[Zitat Nürnberger Nachrichten, 15.04.09]
Auch Umweltreferent Peter Pluschke zeigte sich angetan. Er schlägt vor, das neue Wasserrad ins Stadtentwicklungskonzept "koopstadt" aufzunehmen, in dem auch Ideen zum Thema "Orte am Wasser" umgesetzt werden sollen. "koopstadt" ist ein Projekt, bei dem die Städte Nürnberg, Bremen und Leipzig zusammenarbeiten. Für den geplanten Ideenwettbewerb zum Schwerpunkt "Wasser" sollen dann Architekturschulen, Universitäten und Kunstakademien Gedanken machen, wie man die Lage der Altstadt am Wasser noch besser herausarbeiten kann. Ab 2010 stehen dafür zunächst 25.000 Euro bereit.
[/Zitat]

Bleibt abzuwarten wie viel das Wasserkraftrad kosten soll und ob das Ganze dann auch finanziert werden kann. Eine Bereicherung für die "Stadt am Fluss" wäre es auf jeden Fall.

26.05.2010

Kein Wasserrad an der ehem. Katharinenmühle

Wie den Nürnberger Nachrichten (19.05.10) zu entnehmen war, ist das "Bürger-Wasserrad-Projekt" vorerst auf Eis gelegt. Was sich anfangs positiv entwickelte, scheiterte an technischen Problemen, behördlichen Auflagen und drohenden Mehrkosten.

Bernd Scherer von der Agendagruppe "Energie und Klima" gegenüber den NN: "Da die Argumente des Wasserwirtschaftsamtes ohne teures Gutachten nicht zu widerlegen waren und die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten zu groß schienen, mussten wir unseren Antrag zurücknehmen."

Der Knackpunkt ist das Wehr bei der (einstigen) Katharinenmühle. Es könnte bei der Steuerung des Wehres zu Problemen kommen, außerdem befürchtet das WWA zusätzliche Personalkosten. SÖR*-Mitarbeiter Ronald Höfler wunderte sich, dass die Agendagruppe die technische Umsetzbarkeit nicht schon im Vorfeld prüfen ließ.

*Servicebetrieb Öffentlicher Raum


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: RIF, SLN (NN wie angegeben)

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