|
|
|
|
|
|
Fechthaus – Tagkomödienhaus
|
|
Da die Versuche der Stadt nach der Reformation scheiterten, den Heilsbronner Hof als Vergnügungsstätte zu erwerben, erhielt das Wildbad auf der Insel Schütt im Dreißigjährigen Krieg einen Anbau: Das Fechthaus. Heute würde man sagen eine Art Multifunktions-Arena. Das 1628 errichtete Bauwerk bot 3.000 Zuschauern Platz und war hauptsächlich für das Theater konzipiert. Die Inschrift über dem Hauptportal lautete: Schauplatz für Krieg und Kunst der öffentlichen Abhaltung von sportlichen, theatralischen und anderen Spielen, damit sie der Tugend zum Ansporn, den Lastern zum Schreckbild und den Bürgern zum Ergötzen dienen. Das mächtige Gebäude sollte mit seinen Veranstaltungen etwas höfischen Flair in die Reichsstadt bringen.
|
|
|
Das Fechthaus war ein quadratischer Bau mit steinernen Grundmauern, auf denen sich in drei Geschossen hölzernen Galerien für die Zuschauer befanden. Die Bühne bildete der nicht überdachte, ebenerdige Hof. Bei Bedarf konnte eine zusätzliche Bretterbühne aufgebaut werden.
Die ersten Veranstaltungen dienten zur Belustigung zahlender Besucher. Neben artistischen Vorführungen, wie Hochseilakrobatik, und Reitvorführungen wurde das Fechthaus, wie der Name sagt, vor allem auch für Fechtwettbewerbe genutzt. In diesen als Fechtschulen bezeichneten Veranstaltungen traten die beiden Fechtergesellschaften der Marxbrüder und Federfechter, deren Mitglieder in der Regel Handwerker waren, gegeneinander an. Die Wettbewerbe wurden vor allem ausgetragen mit dem Rapier, der als Langes Schwert bezeichneten zweihändig geführten Fechtfeder, dem hölzernen säbelartigen Dussack, sowie mit der halben Stange. Bei diesen Schaukämpfen kam es auch zu Verletzungen, sowie drei belegten Todesfällen, die aber eher als unbeabsichtigte Unfälle zu sehen sind. Um 1700 wurden die Kämpfe vom Rat verboten.*
Eine nicht so gefährliche, aber grausige Nutzung erlebte das Fechthaus durch die Metzger. Bis zum Jahr 1759 veranstaltete die Fleischerzunft Tierhatzen. Dabei wurden angebundene Ochsen oder Bären auf grausame Weise von Hunden zu Tode gehetzt. Da sich bei diesen Veranstaltungen die Emotionen hochschaukelten und die Zuschauer randalierten, verbot der städtische Rat daraufhin das barbarische Treiben.
Die Hauptnutzung war jedoch der Bereicherung des Nürnberger Theaterlebens vorbehalten. Meist wurden Tagkomödien gespielt, die von den Zuschauern auf den Rängen verfolgt wurden. Tagkomödien deshalb, weil das Theater nur im Sommer und nur tagsüber bespielt werden konnte. Als erstes, festes, kommunales Theatergebäude Deutschlands wurde das Bauwerk am Eröffnungstag (16. Juni 1628) mit einer Einmann-Komödie von Hans Mühlgraf eingeweiht. Auch reisende Schauspieler, sowie englische Shakespeare-Theatergruppen gaben hier ihre Kunst zum Besten.
Konkurrenz entstand um 1668 durch das am Lorenzer Platz gebaute Nachtkomödienhaus. Dieses Theater war unabhängig von Jahres- und Tageszeit bespielbar. Das Fechthaus war durch die intensive Nutzung in die Jahre gekommen. Es musste seit 1766 immer wieder renoviert werden und wurde zum Arbeitshaus umgebaut. Die Stadt richtete eine Glasschleiferei ein, in der Bettler und Streuner unter widrigsten Bedingungen arbeiten mussten. Der Abbruch des inzwischen baufälligen Gebäudes erfolgte 1811 durch Alexander Baumann, der durch den Zukauf den Garten seines Wildbades vergrößerte.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|